Kids and Dolphins
03.04.2020 - Interview mit Dr. Karsten Brensing: Delfintherapie ist sinnlos (Tauchen)
27.06.2018 - WDSF warnt vor Delfintherapie - "Abzocke" von Anbietern
Das Hagener Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) hat nach jahrelangen Recherchen seine Ergebnisse über Delfintherapieanbieter und -vermittler auf seiner Homepage veröffentlicht. Es wird über Betrüger aus der Branche, die Gefahren einer Delfintherapie und über Tierquälerei der Delfine berichtet.
Jürgen Ortmüller, Geschäftsführer des WDSF: "Eine Delfintherapie birgt große gesundheitliche Risiken für Mensch und Tier. Inzwischen hat sich diese medizinisch und wissenschaftlich nicht anerkannte Pseudotherapie zu einem Millionengeschäft für Anbieter und Vermittler entwickelt. Die kommerzielle Delfintherapie ist in Deutschland verboten, sodass dubiose Anbieter wie in der Türkei, in Ägypten und in Übersee Eltern betroffener Kinder das Geld aus der Tasche ziehen."
Der Bundesverband "autismus Deutschland e.V." und Eltern von behinderten Kindern berichteten dem WDSF, dass durch Spendenaktionen oft nur ein Teil der Kosten von bis zu 15.000 Euro für eine Delfintherapie zusammen kommen würde und der Rest dann teilweise durch Darlehn von den Eltern finanziert werden müsse. Für Spendengelder die in Deutschland bei gemeinnützigen Vereinen für personenbezogene Delfintherapien eingehen, dürfen Spendenbescheinigungen für das Finanzamt ausgestellt werden.
Ortmüller: "Die Vereine kassieren die Spenden, erheben eigene Kostenerstattungen, haben manchmal gut bezahltes Personal und leiten den Rest an kommerzielle Delfintherapieanbieter im Ausland weiter. Dort sitzen dann oft Verbindungsleute, die an den Spendenaktionen partizipieren."
Der Düsseldorfer Delfintherapievermittler "dolphin aid e.V." verklagte das WDSF aufgrund seiner kritischen Berichterstattung über den "fragwürdigen Verein" vor dem Landgericht Köln. Dort wurden jedoch 20 Klagepunkte mit Urteil vom 25.10.2017 (AZ 28 O 368/16) abgewiesen. Der vorsitzende Richter des LG Köln wies darauf hin, dass "dolphin aid" sich Kritik gefallen lassen müsse und dass Inhalte der WDSF-Homepage über den Delfintherapievermittler bewiesen zutreffend seien. Über die Berufung von "dolphin aid" entscheidet das Oberlandesgericht Köln am 5. Juli 2018 (AZ 15 U 170/17). In der mündlichen Berufungsverhandlung wies der Senat des OLG Köln bereits darauf hin, dass er voraussichtlich dem erstinstanzlichen Urteil des LG Köln im Wesentlichen folgen wird. Das WDSF veröffentlichte eine Chronologie der bisher vergeblichen Rechtsverfahren von "dolphin aid" gegen das WDSF.
Während des Gerichtsverfahrens hatte sich herausgestellt, dass die "dolphin aid"-Gründerin Kirsten Kuhnert ihren Vorstandsposten bei dem Verein aufgegeben hatte und als bezahlte Managerin in das Delfintherapiezentrum CDTC auf Curacao gewechselt war.
Ortmüller: "Vereine wie "dolphin aid" betreiben bei Spendensammelaktionen ihre Abzocke. Gründer von solch fragwürdigen Vereinen wechseln dann, nachdem Millionen Euro Spendengelder alljährlich in die Vereinskasse gespült werden, zum Beispiel als bezahlte Mitarbeiter wie bei "dolphin aid" in das selbst ernannte Delfintherapiezentrum. Das Leid der Delfine in Gefangenschaft ist offenbar allen Beteiligten egal."
Im Jahr 2016 waren die Gründer des Delfintherapieanbieters "Dolphin Kids" wegen Veruntreuung von Spendengeldern zu einer Zahlung von fast 190.000 Euro verurteilt worden, weil sie sich "hemmungslos an den Spendengeldern bedient hatten", wie das Gericht formulierte, berichtet das WDSF.
Das WDSF warnt vor einer Teilnahme an einer Delfintherapie und beschreibt Alternativmöglichkeiten. "Ein Sonnenurlaub ohne Delfintherapie bringt in entspannter Atmospähre den betroffenen Kindern mit ihren Eltern meist mehr, als der Stress einer langen Anreise und der Angst der Kinder vor den Delfinen in Gefangenschaft", meint WDSF-Geschäftsführer Ortmüller.
Die Kids and Dolfins GmbH, Geschäftsführer Siegfried Wozny, (Sitz in 50127 Bergheim/Deutschland) bietet die Pseudo-Delfintherapie in viel zu kleinen Betonbecken in Kemer/Türkei an - Wozny ist für uns ebenfalls einer der "Mörder von Tierschutzrechten"
(WDSF - 20.04.2016) Auf der Homepage des fragwürdigen Angebots heißt es in der Überschrift: "Delphin unterstützte Therapie für behinderte Patienten". Bei der Preisangabe ist dann nur noch von "Delfinschwimmen" die Rede.
Die Kosten für die Teilnahme an dem "Delfinschwimmen und Physiotherapie" belaufen sich bei "Kids and Dolphin" für 10 Tage in Kemer/Türkei auf mdst. 5.732 Euro. Hinzu kommen die entspr. Kosten für weitere Mitreisende, so dass bei einer 4-köpfigen Familie ein 14-Tage-Aufenthalt je nach Unterkunft und Flug über 10.000 Euro kosten kann.
In Deutschland hatte das Marienkrankenhaus in Wickede-Wimbern (Dr. Rupert Sobotta) und Dr.med. F.W. Steinweg (Katharinen-Hospital Unna) ein kostenpflichtiges "offizielles Nachsorgezentrum" für die türkische Delfintherapie nach der "Kemer-Methode" eingerichtet. Damit beteiligten sich selbst Krankenhäuser und Ärzte mittelbar an der Tierquälerei. Das Angebot des Marienkrankenhauses endete zum 31.12.2011 und es steht nunmehr kein weiteres Nachsorgeangebot zur Verfügung.
Von Dummheit kaum zu übertreffen ist die Aussage auf der Homepage (letzter Absatz) des kommerziellen Unternehmens "Kids and Dolfin GmbH": "Das häufig geäußerte Argument, dass man die Delphin-unterstützte Therapie auch mit anderen domestizierten Tieren durchführen könne, ist falsch und auf Nichtwissen zurückzuführen." Gleichzeitig offeriert Kids and Dolfin aber auf einer weiteren Seite ihrer Homepage die Hippotherapie mit Pferden. Hier verweisen wir auf die Aussage (s.o.) der Bundesverbandes autismus e.V. Deutschland, die dieser Aussage eindeutig widerspricht, wobei die Delfintherapie als bedenklich eingestuft wird.
Dr. med. F.W. Steinweg von "kids and dolphins" beruft sich in einem Statement auf der Homepage auf die Aussagen zur Delfintherapie von Dr. Betsy Smith sowei Dr. David E. Nathanson, die angeblich die Delfintherapie favorisieren. Genau das Gegenteil ist allerdings der Fall, denn die beiden amerikanischen Wissenschaftler haben sich inzwischen von der Delfintherapie distanziert. Die "Methode KEMER" ist ebenso wie die gesamte Delfintherapie wissenschaftlich und medizinisch nicht haltbar und schadet den Delfinen in der Gefangenschaft in den viel zu kleinen Betonbecken. Die Delfine werden für Therapien missbraucht und die Kinder unnötigen Gefahren ausgesetzt.
Hans-Peter Riek, der mit seinem Pseudo-Delfintherapie-Verein "lucky dolfins for lucky children" mit dem türkischen Troy-Delfinarium in Belek finanziell kooperiert, ist mit Jürgen Kalwey befreundet, der 2003 die Delfin-Therapy-Organisation "kids and dolfins" in Kemer mitgegründet hat und auch in Belek beteiligt ist. In allen türkischen Delfinarien werden die Delfine unter katastrophalen Bedingungen gehalten und verbrennen oft ohne Sonnenschutz in den Delfinarien. Vier Delfine aus der Delfintreibjagd in Taiji/Japan starben in Alanya innerhalb weniger Tage. Die Partnerin von Hans-Peter Riek witterte offenbar auch das große Geld und gründete den Verein "oneLife one Care e.V.". Mit dem Druck auf die Tränendrüse lebt es sich offenbar ganz gut.
Eltern behinderte Kinder wollen verständlicherweise ihren behinderten Kindern helfen. Dabei wäre es viel billiger und effektiver auf die Hippotherapie mit Pferden oder der Therapie mit ausgebildeten Rettungshunden zurückzugreifen.
Krankheiten durch das Schwimmen mit Delfinen
Es ist mehrfach wissenschaftlich bewiesen, dass duch das Schwimmen mit Delfinen Bakterien auf den menschlichen Körper übertragen werden können und schwere Krankheiten auslösen können.
Kronen-Zeitung vom 22.04.2015:
"Einmal im Leben gemeinsam mit Delfinen zu schwimmen steht für viele Menschen ganz oben auf der Wunschliste. Doch für die Tiere ist die Haltung in den winzigen Becken der Delfinarien eine Qual. Wie der Dokumentarfilm "The Dark Secrets Surrounding Dolphins" jetzt aufdeckt, birgt das Schwimmen mit den Meeressäugern auch noch große gesundheitliche Risiken für Mensch und Tier.
Küsschen und "Flosse geben", Menschen im Kreis durch das Becken ziehen - für Dutzende Delfine auf der ganzen Welt ist das "Arbeitsalltag". Den Besuchern bleiben Erinnerungsfotos, die Tiere fristen ihr Dasein in einer nicht artgerechten Umgebung. Doch nur wenige wissen, wie gesundheitsgefährdend das Schwimmen mit Delfinen eigentlich sein kann - und zwar für Tier und Mensch. Diese Tatsache deckt der Dokumentarfilm "The Dark Secrets Surrounding Dolphins" ("Die dunklen Geheimnisse, die Delfine umgeben") jetzt auf.
Meeresbiologin Naomi Rose meldet sich in dem Film zu Wort: "Ich finde es dumm, das Schwimmen mit Delfinen überhaupt zu erlauben, denn es ist einfach nicht sicher. Tatsache ist, dass bereits zahlreiche Menschen dabei verletzt worden sind." Und auch hygienisch sei das Angebot bedenklich, so Ex-Delfintrainer Russ Rector: "Ein Delfin uriniert und kotet drei- bis fünfmal häufiger als der Mensch. Die Tiere schwimmen also quasi in ihren eigenen Fäkalien und dem Wasser muss deswegen viel Chemie zugesetzt werden." Doch das zeigt nicht immer Wirkung, und vor allem die Delfintrainer, aber auch Besucher erkranken aufgrund schädlicher Bakterien im Wasser.
Mensch und Tier können schwer erkranken
Nicht nur sterben nachweislich immer wieder Delfine an Infektionen, bedingt durch die teils sehr schlechte Wasserqualität. Auch Menschen, die das Wasser verschlucken oder kleine Wunden an der Haut haben, nehmen Bakterien und Viren auf. Dazu kommt, dass die Besucher die Meeressäuger mit Krankheiten anstecken können - und umgekehrt. Dabei handelt es sich etwa um Tuberkulose, Pilzinfektionen, Bronchitis, Bindehautentzündung und Leptospirose. Methoden wie die Zwangsfütterung, um die Tiere am Leben zu erhalten, seien überdies keine Seltenheit, so Tierschützer.
Delfinarien vertuschen Verletzungen an Besuchern
Dazu kommt das Risiko, von einem Delfin verletzt zu werden. Der erzwungene enge Kontakt zu Hunderten Menschen führt bei den Tieren zu massivem Stress, der sie nicht nur krankheitsanfällig, sondern auch frustriert und teils aggressiv macht. Trainer und Besucher enden oftmals mit gebrochenen Fingern oder Rippen, blauen Flecken und Prellungen. Im Film werden Aufnahmen von kleineren Angriffen durch Delfinen gezeigt. "Solche Zwischenfälle werden den Behörden aber fast nie gemeldet. Das liegt wohl auch daran, dass die Delfinarien den Opfern Geld anbieten, wenn sie schweigen", so Meeresbiologin Naomi Rose. "Echte Tierfreunde können auf einen solch zweifelhaften 'Spaß' gut und gerne verzichten", fasst "Krone"-Tierexpertin Maggie Entenfellner zusammen."
Film mit wissenschaftlichen Aussagen zur Bakterienübertragung beim Schwimmen mit Delfinen und den Gefahren bei der Delfintherapie (engl.) - Teil I
(Swimming With Dolphins, The Dark Secrets Surrounding Dolphins )
Film mit wissenschaftlichen Aussagen zur Bakterienübertragung beim Schwimmen mit Delfinen und den Gefahren bei der Delfintherapie (engl.) - Teil II
(The Truth Behind Swimming with Dolphins )
Pressemeldungen
- 11.08.2018 - Alpakas - Therapeuten mit weicher Nase und sanftem Blick - Alternative zur Delfintherapie in Deutschland (MOZ.de)
- 07.07.2018 - Delfintherapie – Mehr Schein als Sein? (Gesundheitstrends)
- 28.06.2018 - Anbieter zocken ab – Warnung vor Delfintherapie
(Rollingplanet - Deutschlands führendes Online-Magazin für Behinderte, Senioren und Freunde) - 01.11.2017 - Delphintherapievermittler dolphin aid e.V. verliert Klage gegen das WDSF (MND)
hier: Urteil des Landgericht Köln vom 25.10.2017 dolphin aid ./. WDSF (Entscheidungsgründe)
hier: Urteil des Landgericht Köln vom 25.10.2017 dolphin aid ./. WDSF (vollständiges Urteil) - 11.09.2017 - Delfintherapievermittler "dolphin aid" verklagt Tierschützer vom WDSF (WDSF)
- 16.11.2017 - Keine Delfintherapie-Förderung bei fehlendem Nachweis „zur Teilhabe an der Gemeinschaft“ (Behörden...)
- 17.09.2017 - Tiertherapien auch mit heimischen Tieren erfolgreich (RTL)
- 03.01.2017 - Spenden für Tochter: Familie gerät an Islamisten im Verfassungsschutz (Augsburger Allgemeine)
In dem Bericht heißt es: ..."Der Verwalter des „Stiftungsfonds Delfintherapie“, bei dem Familie xxxx ein Spendenkonto für Vanessa eingerichtet hatte, ist verhaftet worden. ... Ausgerechnet so einem Menschen habe man rund 6000 Euro auf dem Treuhandkonto anvertraut. ... " - 22.10.2016 - Nach Streit folgt anonyme Anzeige gegen „Flugkraft“ (NWZ online)
- 27.01.2016 - Spenden für Delfintherapie in großem Umfang veruntreut - "dolphin kids" (Kölner Stadtanzeiger)
Vorbericht aus 2006: Hausdurchsuchung bei „dolphin kids“ - 28.04.2015 - Kinderhilfswerk steigt nach Tierschutzkritik aus Delfintherapie aus (ots/newsaktuell)
- 22.04.2015 - Schwimmen mit Delfinen ist ein Gesundheitsrisiko (krone at)
- 08.03.2015 - Massaker überlebt, jetzt zur „Therapie“ missbraucht (BILD am Sonntag)
- 09.03.2015 - Die Gefahren einer Delfintherapie (WDSF)
- 28.06.2013 - "specialkids.ev": Üble Nachrede raubt Verein die Handlungsfähigkeit (Allgemeine Zeitung)
Der Verein "specialkids" hat sich an dem Missbrauch der Delfine in Gefangenschaft im türkischen "Onmega Dolphin Therapy & Activity Center" in Marmaris beteiligt. WDSF: "Die Delfine werden dort unter katastrophalen Bedingungen in viel zu kleinen Meereskäfigen gehalten und leiden unter der kommerziellen Ausbeutung und dem Stress. Der Delfinpark mit seinem deutschen Inhaber Axel Linke ist einer der Mörder von Tierschutzrechten. Bei über 40 Grad Sonnentemperaturen verbrennen die Tiere regelrecht, weil ein erforderlicher Sonnenschutz fehlt. Die Delfinqual und der Missbrauch der Delfine in diesem "Therapiezentrum" ist katastrophal." Einen Gerichtsprozess bezüglich dieser Aussagen hat das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) vor dem Landgericht Hagen und dem OLG Hamm gewonnen. Der Delfintherapievermittler "dolphin aid" hatte die Anlage ebenfalls in seinem Angebot. - 28.12.2007 - Scharfe Kritik an Delfintherapie (ORF.at Science)
- Doc Dolphin - magischer Heiler oder ausgebeutete Kreatur (Wissenschaftsjournalist Colin Goldner)
31.05.2018 - RTL II - Nicht die Delfintherapie ist förderlich, sondern das Urlaubserlebnis mit der Familie
In der Sendereihe "Außergewöhnliche Menschen" berichtete RTL II über ein behindertes Mädchen, das mit seiner Mutter und dem Großvater an einer Delfintherapie in Belek/Türkei teilnehmen wollte. Die Therapie scheiterte jedoch an der großen Angst des Kindes vor den Delfinen. Viel größer war das Wohlbefinden des Kindes bei Sonnenschein und Spiel mit Mutter und Opa am Hotelpool. Das Urlaubserlebnis in entspannter Atmospähre fördert das behinderte Kind und hilft auch den Eltern - nicht die Delfintherapie.
Der Filmbeitrag zeigt deutlich die Problematik einer Delfintherapie. Eltern von behinderten Kindern greifen verständlicherweise nach jedem Strohhalm, um ihren Kindern zu helfen. Viele Eltern verschulden sich manchmal hochgradig, da Krankenkassen die Kosten einer Delfintherapie i.d.R. nicht übernehmen. Das bestätigte auch der Bundesverband autismus Deutschland e.V..
Spendenaktionen, die oft von den Medien begleitet werden, erwirtschaften vielfach nur einen Teil der immensen Kosten von etwa 15.000 Euro für zwei Wochen Delfintherapie und Anreise sowie Hotel. Ein einfacher Urlaub würde nur ein Bruchteil kosten, aber auch dafür fehlt oft das Geld bei den Eltern. Daher werden lieber Delfintherapien in sonnenreichen Ländern bevorzugt, die das Urlaubserlebnis gleich durch Spenden mitliefern. Durch Medienveröffentlichungen über Spendenaktionen setzen sich betroffene Eltern selbst unter Druck, die geplante Maßnahme einer Delfintherapie kurzfristig durchzuführen. Einen großen Teil der Kosten müssen die Eltern aber oft aus eigener Tasche tragen, sodass durchaus ein Pauschalurlaub ohne Delfintherapie die Lösung für das Wohl des Kindes sein kann.
Experten wie Dietmar Todt, Leiter des Berliner Instituts für Verhaltensbiologie, halten es für "extrem bedenklich, das, was in Meeres-Freigehegen unter optimalen Bedingungen stattfindet, in Delfinarien nachzumachen". Solange niemand wisse, woher der angebliche Heilungseffekt kommt, würden bei den Patienten völlig falsche Hoffnungen geweckt, sagt Todt, der im israelischen Eilat den Effekt des Delfinultraschalls erforschte. "Wer sagt, wir brauchen Delfine für eine Therapie, instrumentalisiert die Tiere", so Todt.
Nicht nur sterben nachweislich immer wieder Delfine an Infektionen, bedingt durch die teils sehr schlechte Wasserqualität. Auch Menschen, die das Wasser verschlucken oder kleine Wunden an der Haut haben, nehmen Bakterien und Viren auf, berichtet die Kronen Zeitung in Österreich unter Berufung auf Wissenschaftler. Dazu kommt, dass die Besucher die Meeressäuger mit Krankheiten anstecken können - und umgekehrt. Dabei handelt es sich etwa um Tuberkulose, Pilzinfektionen, Bronchitis, Bindehautentzündung und Leptospirose. Methoden wie die Zwangsfütterung, um die Tiere am Leben zu erhalten, seien überdies keine Seltenheit, so Tierschützer (s.a. http://www.krone.at/449461). Dazu kommt das Risiko, von einem Delfin verletzt zu werden. Der erzwungene enge Kontakt zu Hunderten Menschen führt bei den Tieren zu massivem Stress, der sie nicht nur krankheitsanfällig, sondern auch frustriert und teils aggressiv macht. Trainer und Besucher enden oftmals mit gebrochenen Fingern oder Rippen, blauen Flecken und Prellungen, berichtet die Kronen Zeitung.
Hier der Filmbeitrag:
https://www.youtube.com/watch?v=JC-8okFCJjA&feature=youtu.be
Erfolge medizinisch und wissenschaftlich nicht erwiesen
Die meist kommerziellen Delfintherapien werden in der Öffentlichkeit leider nur einseitig, also im Sinne der Anbieter dargestellt. Eine kritische Sichtweise wird nicht zugelassen, da sie sich geschäftsschädigend auswirken würde. Trotzdem muss auch die andere Seite des Themas "Delfintherapie" geschildert werden, die gerne in der Öffentlichkeit verschwiegen wird.
Etliche Ärzte und Therapeuten arbeiten in diesem Bereich und geben der Delfintherapie dadurch nach außen den zweifelhaften Anschein der „Wissenschaftlichkeit“. Sie kooperieren weltweit mit Delfinarien oder Therapieeinrichtungen, unter anderem auch in Europa und in der Türkei mit Kidsanddolfins, dolphin aid, mydolphins GmbH und einigen anderen.
Wissenschaftlich belegt sind diese Therapien bisher nicht und gesetzliche wie private Krankenkassen lehnen die Kostenübernahmen wegen bisher nicht erwiesener positiver Effekte weiterhin ab, allein aber auch schon wegen der negativen Kosten-Nutzen-Rechnung.
Das von den DAT-Anbietern oft vorgetragene Argument "Warum müssen Heilungserfolge auch immer gleich wissenschaftlich belegt werden?", rechtfertigt nicht den Einsatz von Delfinen. Hier sollte ethische, moralische und tierschützerische Denkweise im Vordergrund stehen. Alle seriös Tätigen im Therapiebereich wissen, dass bestimmte Störungsbilder/ Behinderungen nicht in einem Schnellverfahren behandelt werden können, sondern sich oft sogar über Jahre hinziehen. Einige Eltern betroffener Kinder werden im Laufe einer Therapie ungeduldig und erwarten schnellere Entwicklungsschritte ihrer Kinder. Sie wechseln die Therapeuten in der Hoffnung, der Nächste mache es besser. So entsteht durch diese hohe Erwartungshaltung eine immer niedriger werdende Frustrationsgrenze.
Ergotherapie und Logopädie staatlich anerkannt
Hier setzen die Anbieter der Delfintherapie bewusst an und sprechen von "4 mal schnelleren Ergebnissen" und werben damit für ihre Delfintherapie. Das ist grundsätzlich unseriös. Konventionelle Behandlungen, die seit langem wissenschaftlich belegt und staatlich anerkannt sind, wie etwa Ergotherapie oder Logopädie, können Eltern bei fundierter Beratung sicherlich den zeitlichen Druck nehmen und werden i.d.R. von den Krankenkassen übernommen. Gerade im Bereich von Mehrfachbehinderungen oder komplexen Krankheitsbildern ist Geduld gefragt und nichts kann „schnell“ erreicht werden und zugleich langfristig und nachhaltig sein.
Dazu kommt, dass Delfine nur Säugetiere sind, denen man zwar eine hohe Intelligenz nachgewiesen hat, die aber nichts Mystisches haben, magische Sonarwellen aussenden oder sich gar als Therapeuten eignen. Diese Tiere leiden unter den engen Haltungsbedingungen, unter der Kontaktpflicht zum Menschen und sind als nicht domestizierbare Wildtiere in diesen Einrichtungen unter Dauerstress.
Grundsätzlich ist daher jegliche Haltung von Delfinen zu Therapiezwecken abzulehnen, sei es in sogenannten offenen Lagunen, in wissenschaftlich geführten Delfinarien wie etwa Nürnberg oder besonders in den katastrophalen Delfinarien der Türkei. Dazu muss die Frage geklärt werden: Woher stammen die Delfine in den Einrichtungen? Nachzuchten sind definitiv weltweit nicht nachhaltig, die Delfinarien Duisburg und Nürnberg etwa gelten als die größten Delfinfriedhöfe Europas. Dem stehen in Duisburg nur wenige Nachzuchten gegenüber. Wenn die Nachzuchten nicht gelingen, muss man die Tiere über Umwege beziehen, ein Direktimport ist innerhalb der EU verboten. In der Türkei gibt es nachweislich Delfine aus den berüchtigten japanischen Treibjagden in Taiji. In der Delfinlagune Nürnberg soll nach Neueröffnung voraussichtlich ab 2012 die DAT (Dolphin Asstisted Therapy/delfingestützte Therapie) angeboten werden. Diese beruht hier auf der Grundlage einer fast 13-jährigen Forschungsstudie der Universität Würzburg in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg.
Der Studie werden von fachkundiger Seite methodische Mängel vorgeworfen (http://www.wdcs-de.org/docs/Delfintherapie.pdf). Die Breitenbach-Studie findet in der Fachwelt keine Anerkennung, sodass die Krankenversicherer die Kostenübernahme weiterhin verweigern.
Was betroffene Eltern auch wissen sollten: In Japan finden jährlich die blutigen Delfin-Treibjagden statt, bei denen bis zu 20.000 Delfine und Kleinwale gefangen und abgeschlachtet werden. Ein toter Delfin kostet etwa 450 Euro. Ein geringer Teil der Fänge (die Schönsten und Stärksten) wird am Leben erhalten, antrainiert und für bis zu 100.000 Euro an Vergnügungsparks und Delfinarien in aller Welt verkauft, der Rest wird brutalst abgeschlachtet und zum Verzehr oder als Tierfutter verwertet. Ein Milliardengeschäft mit den Meeressäugern. Siehe dazu Delfinfang in Taiji/Japan: http://www.walschutzaktionen.de/1119701/1119901.html .
Solange es Delfinarien gibt oder Organisationen, die Delfintherapien anbieten, wird es diese Treibjagden geben! Welche andere Therapieform, außer der Delfintherapie, wird so mit dem Leid von Tieren durchgeführt? Tatsache ist aber auch, dass mehr Delfine durch Beifang, Netze, Lärm oder andere Ursachen im Meer verenden, als in Delfinarien und Vergnügungsparks. Dieses Argument rechtfertigt aber in Nichts die zusätzlichen Fänge von Delfinen zu Therapie- und Vergnügungszwecken und deren sinnlose Todesfälle.
All diese Informationen werden betroffenen Eltern vorenthalten. Einige Familien geraten in finanzielle Schwierigkeiten, da sie die teilweise völlig überzogenen Kosten einer solchen Therapie mit Flug- und Unterkunftskosten nicht selbst aufbringen können und somit auf Hilfe Dritter angewiesen sind. Oft entsteht ein öffentlicher Druck durch Spendenaufrufe, wenn letztendlich die eingegangenen Spenden den Gesamtpreis nicht erbringen. Eltern müssen dann zusätzlich hohe Kredite aufnehmen, um den häufigen Anfragen in den Medien nach Spendenverwertung im Anschluss an Spendenaufrufe, auch gerecht zu werden. Maria Kaminski, die Bundesvorsitzende von autismus Deutschland e.V., hat diese Sachverhalte bestätigt.
Die Kosten einer Delfintherapie stehen in keiner Relation zum scheinbaren Ergebnis. Eltern mit zwei Kindern bezahlen für einen 14-tägigen Hotel-Aufenthalt incl. der Pseudo-Therapie oft bis zu 15.000 Euro – dazu kommt eine kostenpflichtige Nachsorge wie z.B. im Marienkrankenhaus in Wickede-Wimbern (Dr. Rupert Sobotta) und im Katharinen-Hospital Unna (Dr.med. F.W. Steinweg ). Dazu berichten kritische Eltern, die bereits DAT-Erfahrung gemacht haben, dass die lange Anreise in eine klimatisch völlig andere Gegend mit allen dazugehörigen Strapazen oft auch Stress für ihre kranken Kinder bedeutet. Eltern, die verständlicherweise alles für ihre Kinder tun würden, müssen über das Genannte aufgeklärt werden und es ist Aufgabe von seriösen Ärzten, Psychologen und Heilmittelerbringern, diesen Eltern den Druck zu nehmen, schnelle und erkennbare Heilungsprozesse bei ihren Kinder in Kürze zu erwarten und ihnen fundierte und erprobte Behandlungsmethoden nahezulegen.
Die therapeutischen Ansatzpunkte innerhalb der delfingestützten Therapien sind so bunt, wie der gesamte Ansatz. Während der eine Anbieter die positive Wirkung des Ultraschalls in den Vordergrund stellt, lehnt sie der andere ab (Nürnberg/ Würzburg). Ein Anbieter spricht von "Heilung", während der nächste es tunlichst vermeidet oder gar ins Esoterische abdriftet.
Wer soll da noch durchblicken? Patienten müssen zwischen Seriosität, die manche Institute nach außen vermitteln und Hokuspokus, sowie Showtherapien anderer unterscheiden. Diese grundlegenden innerstrukturellen Differenzen gibt es bei keiner anderen Therapieform, die ihre Daseinsberechtigung seit langem erhalten hat.
Das therapeutisches Konzept einiger bekannter Organisationen mit Unterkunft, entsprechender klimatischer Umgebung und einer hohen Anzahl ausgebildeter, fürsorglicher Fachleute unter einem Dach, im Sinne einer umfassenden und interdisziplinären Behandlung, ist ja nicht einmal zu kritisieren ... aber ohne die Meeressäuger, die eine zentrale Rolle dabei spielen müssen, der sie nicht gerecht werden können.
Norbert Kochhan, Biologe und Logopäde im März 2011