WDSF Delfinarium Nürnberg Aktuell
(WDSF - 04.01.2016) Zahlende Besucher im Tiergarten Nürnberg in 2015 mit 3 Prozent nur geringfügig erhöht - Dauerkartenverkäufe führen zu einem effektiven Einnahmeverlust
In dem Interview mit der RTL-Reporterin (s.u. "Marion Barth deckt auf") sprach Tiergarten-Direktor Dag Encke bereits zum Zeitpunkt der TV-Aufzeichnung im August 2015 von einer beabsichtigten Eintrittspreiserhöhung.
Historie zum Desaster der "Delfinlagune" mit Baukostenexplosion
(Stellungnahme von Steuerberater Jürgen Ortmüller)
Urspünglich wurde dem Planungskonzept für den Neubau der "Delfinlagune" in einer Kulturausschussitzung am 21. Oktober 2005 mit "Gesamtkosten von 10,3 Mio. Euro" von SPD und CSU zugestimmt. Die Verantwortung wurde dem Tiergarten übertragen. In der Tagesordnung zur Sitzung heißt es: "Die Umsetzung der Baumaßnahme soll in Eigenregie erfolgen, da der künftige Betrieb auf jeden Fall durch den Tiergarten erfolgen wird. Der Tiergarten als Betreiber ist damit für die Ausführung im Rahmen des Projekvolumes und die anschließende wirtschaftliche Betriebsführung verantwortlich. Unter der Federführung des Tiergartens und des Hochbauamtes erfolgt eine weitere Präzisierung der Planung, um Kostensicherheit zu erreichen." Damit steht der Tiergartendirektor Dag Encke für die Baukostenexplosion in der Verantwortung, ebenso wie die politisch Verantwortlichen der Stadt Nürnberg Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) und die 2. und 3. Bürgermeister Christian Vogel (SPD) und Klemens Gsell (CSU).
Bis zur Fertigstellung der "Delfinlagune" im städtischen Tiergarten im Jahr 2011 lagen die Gesamtbaukosten bei 31 Millionen Euro. 20 Millionen Euro wurden durch einen verbürgten städtischen Kredit vorgestreckt, der durch den Tiergarten je nach Besucherzahlen in 20 bis 30 Jahren abgetragen werden soll. Knapp acht Millionen kamen durch Spendengelder und 3,5 Millionen Euro durch Steuermittel für die Baukosten zusammen. Da die Stadt Nürnberg jedoch alljährlich den Tiergarten mit mehr als 2,5 Millionen Euro subventioniert, zahlt die Stadt über diesen buchungstechnischen Trick das eigene Darlehn selbst zurück. Diese Subventionen stammen wiederum aus Steuermitteln.
Bürgermeister Christian Vogel spricht von lediglich 3,5 Millionen Steuermitteln, die den Bürger für den Neubau belastet hätten. Dabei verschweigt er die zusätzliche jährliche Subention von über 2,5 Mio. Euro für den Tiergarten aus kommunalen Mitteln, mit denen auch der städtische Kredit abgetragen wird. Demnach sind aus Steuermitteln seit 2011 bis einschl. 2015 mdst. 16 Millionen Euro geflossen (Bauzuschuss 3,5 Mio. und p.a. rund 2,5 Mio. Zuschüsse). Für den 20 Millionen-Kredit sollen lt. Stadtkämmerer Harald Riedel bisher vom Tiergarten 5,4 Millionen Euro abbezahlt worden sein (s. Zeitungsmeldung u.). Diese sind allerdings aufgrund der Darlehnsgewährung durch die Stadt (20 Mio. Euro) nur ein durchlaufender Posten. Jetzt kommen für die anstehende Sanierung der Delfinbecken durch einen Salzwasserschaden vermutlich nochmals mehrere Millionen Euro hinzu, wobei die Renovierung einer bisher stillgelegten Delfinhalle für den Aufenthalt der Delfine während der Sanierungsphase zusätzlich mdst. 1,2 Millionen Euro kosten wird. Der offensichtliche Schaden durch das Planungsbüro Adler & Olesch sei lediglich mit 300 000 Euro versichert, heißt es. Je nach Ausgang der Schuldfrage wird die Stadt und damit der Bürger für die Millionenkosten der Sanierung aufkommen müssen, meint auch Walter Lindl, Leiter des Rechtsamtes der Stadt Nürnberg.
Anm.: Bereits im Jahr 2007 hatte der Verein «Menschen für Tierrechte» den Steuerberater Jürgen Ortmüller beauftragt, das ursprüngliche Wirtschaftlichkeitsgutachten der Wirtschaftsprüfer Rödl & Partner für den Neubau der sog. "Delfinlagune" zu überprüfen. Schon damals konnte laut Ortmüller festgestellt werden, dass die Zinsen für die hohe Neuverschuldung, die die Stadt Nürnberg durch den Bau der Lagune eingeht, für den Tiergarten zum Problem werden dürften.
Besucher-Entwicklung
(incl. Dauerkartenbesitzer und ermäßgte Eintrittskarten) - Kalkuliert sind 1.180.000 zahlende Besucher pro Jahr, um den städtischen Kredit von 20 Millionen Euro für die Baukosten von insg. 31. Millionen Euro vollständig bedienen zu können. Diese Zahl wurde seit der Eröffnung der "Delfinlagune" im Jahr 2011 nie erreicht.
Jahr / Besucher
2005: 1.130.453
2006: 1.101.716
2007: 1.062.000
2008: 1.281.286 (Eisbären-Baby Flocke geboren)
2009: 1.039.115
2010: 933.107
2011: 1.223.304 (Eröffnung „Delfin-Lagune“)
2012: 1.095.481
2013: 997.474
2014: 1.071.754 (incl. ca. 6.700 Dauerkartenbesitzer mit 134.000 kalkulierten Besuchern - s.o. Meldung vom 4.1.2016)
2015: 1.124.737 (incl. 7.656 Dauerkartenbesitzer mit á 20 kalkulierte Besuchen, also 153.000 theoretischen Besuchen )
2016: 1.087.360 (incl. 7.624 Dauerkartenbesitzer)
Pressemeldungen
- 29.04.2016 - Nicht ganz dicht: Delfinlagune macht weiter Probleme (norbayern.de)
- 30.03.2016 - Tierschützer in Hagen: Zoos sind Auslaufmodelle (Westfälischer Anzeiger)
- 04.12.2015 - Tierschutz-Fundis wollen Nürnberger Zoo lahmlegen (Bay. Staatszeitung)
- 18.11.2015 - Nürnberg: Streit um Ausweichbecken für Delfinlagune (nordbayern.de)
- 15.11.2015 - 1000 Nadelstiche gegen den Tiergarten (Mittelbayerische Zeitung)
- 07.11.2015 - Sanierung der Delfinlagune: Muss der Steuerzahler einspringen? (nordbayern.de)
- 06.11.2015 - Journalist deckt Finanzierungsskandal beim Delfinarium Nürnberg auf - "Refinanzierung buchungstechnischer Trick der Stadt" (Focus online)
Umgehende Schließung der "Delfinlagune" in Nürnberg
(WDSF 07.11.2015) Nordbayern.de (Nürnberger Zeitung/Nürnberger Nachrichten) hat die Pressemitteilung des WDSF aufgegriffen. Nach einem persönlichen Gespräch des zuständigen Redakteurs mit dem WDSF erfolgte jetzt nach eigener weiterer Recherche der Zeitung ein Bericht, der darauf hinweist, dass der Steuerzahler, entgegen der bisherigen Behauptungen des Bürgermeisters Christian Vogel (SPD), voraussichtlich die Hauptlast der millionenschweren Sanierung der Delfinlagune tragen muss, zumal die Versicherungssumme des betroffenen Planungsbüros Michael Adler & Michael Olesch von 300 000 Euro für Schadensersatzforderungen nach redaktionellen Angaben und Aussage des Nürnberger Rechtsamtes (s. nachfolgenden Zeitungsbericht) nicht ausreichen würde.
Bisher ist die Schuldfrage des Austritts von etwa 86 Tonnen Salz, der die Umwelt auf einer Fläche von rund 2 000 Quadratmetern schwer geschädigt hat und der in den Akten der Aufsichtsbehörde als "Unfall" deklariert wird, nicht geklärt. Das Planungsbüro weist jede Schuld von sich.
Alleine die Erneuerung des Ausweichbeckens für die Delfine, die während der Sanierung der Steinbruch-"Delfinlagune umquartiert werden sollen, wird mehr als die bisher genannten 1,2 Mio. Euro kosten. Der Stress für die Delfine ist vorprogrammiert.
Das WDSF und ProWal fordern die umgehende Schließung des Delfinariums und den Transfer der Meeressäuger in eine menschenbetreute Meeresbucht. Die politisch Verantwortlichen und Tiergartendirektor Dag Encke sind in die Verantwortung des Disasters zu ziehen.
Reporter Helmut Reister berichtet über Finanzierungsskandal nach "Mario Barth deckt auf"
(Nürnberger Zeitung 13.10.2015)
- 18.11.2015 - Negativrekord: Nürnberg sitzt auf riesigem Schuldenberg (nordbayern.de)
- 29.07.2015 - Tiergarten Nürnberg - Zusammenfassung der Mängel (ENA)
- 28.07.2015 - Delfin-Lagune: Leck wird zum Fass ohne Boden (Abendzeitung)
- 22.07.2015 - Salzwasser-Austritt: Stadt muss Delfinlagune doch sanieren (nordbyern.de)
- 26.06.2015 - Delfinzucht in der Kritik (Donaukurier)
- 05.06.2015 - Was ETT so alles behauptet - Interview mit Tiergartendirektort Dag Encke (NZ-Blogs)
- 03.06.2015 - Tiergarten findet kein Mikrofon für Fragen bei Delfin-Show (nordbyern.de)
- 08.05.2015 - Undichte Delfinlagune - Salzwasser-Lösung in Sicht (BR)
- 07.05.2015 - Undichte Delfinlagune: Längere Schließung droht (nordbayern.de)
- 19.04.2015 - Nürnberger Zoo - Undichtes Delfinarium vergiftet die Böden (Stern)
- 09.04.2015 - Delfinbecken-Streit wird immer grotesker (Abendzeitung)
- 04.12.2014 - Ein Filmbeitrag über den Salzwasseraustritt in der Delfinlagune und die Umweltzerstörung (Bayerischer Rundfunk)
- 02.12.2014 - Delfin-Lagune: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Tiergarten wegen Salzwasseraustritt (nordbayern.de)
Obwohl der Tiergarten nach eigenen Angaben den Wasserspiegel in der "Steinbruch-Delfinlagune" abgesenkt hat, um einen weiteren Austritt des Salzwassers zu vermeiden, schwappte im Jahr 2016 immer noch Wasser durch die Abflusskantenfuge und damit in den umgebenden Naturbereich. Bisher brachte das austretende Salzwasser mit etwa 86 Tonnen Salz die Flora auf hunderten Quadratmetern zum Absterben. Das WDSF hat am 09.12.2014 und 09.04.2015 (ebenso wie PETA) Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth gegen die Verantwortlichen der Umweltkatastrophe gestellt.
Salzwasseraustritt nicht gestoppt - Fotobeweis des WDSF am 02.12.2014
(Das Salzwasser schwappt immer noch in die Ablauffuge - trotz abgesenktem Wasserspiegel)
(Bildzeitung Nürnberg 14.07.2015)
Zoos trainieren, dass Delfine nicht mehr ausgewildert werden können
Die zuständige Tierpflegerin behauptete im Juli 2015 zum Delfinkalb Nami: "Fisch mag sie noch nicht, aber vielleicht mischen wir ein paar Fischstücke zwischen die Eiswürfel, damit sie sich drangewöhnt." Tatsächlich bekam Nami bereits seit dem 07. März 2015 Fisch-Sprotten, obwohl das Kalb ein Jahr lang von der Mutter gesäugt wird. Durch die Fütterung mit totem Fisch werden Delfine für die Gefangenschaft gefügig gemacht, denn ein satter Delfin würde niemals die antrainierten Show-Kunststückchen absolvieren. Aufgrund der Futterbelohnung (und zur Atmung) kommen die Delfine an die Wasseroberfläche, um den Zuschauern präsentiert zu werden. Durch die Fütterung erreicht der Zoo auch, dass Gefangenschafts-Delfine nicht mehr ausgewildert werden können, weil sie das natürlich Jagdverhalten verlernt haben.
Delfinbaby Nami mit Mutter Sunny
- 23.11.2015 - Die Ära der Killerwal-Show geht dem Ende zu (Die Welt mit Video SW und TG Nürnberg)
- 05.05.2015 - Neue Delfin-Shows sollen Besucher locken (Bayerischer Rundfunk)
- 08.03.2015 - Nachwuchs im Delfinarium - Ist das noch Flipper? (FAZ) - HInweis: Beitrag geht im online-Bereich über zwei Seiten)
- 21.01.2015 - Tierschützer warnen vor Ozonkatastrophe im Tiergarten Nürnberg (Mynewsdesk)
- Die Größe der Steinbruch "Delfinlagune" entspricht dem Bruchteil eines Fussballfeldes (ProWal-Grafik)