28.09.2024 - Aktivisten demonstrieren vor dem Nürnberger Tiergarten gegen das Delfinarium (Nürnberger Nachrichten)
26.02.2020 - Delfin Anke im Nürnberger Tiergarten gestorben (BR)
(WDSF - 02.01.2018) Nach langen Jahren erfolgloser Zucht und mehr als 100 verstorbener Delfine und Walarten alleine in den Zoos in Duisburg und Nürnberg fordert das WDSF, dass die Delfinhaltung in Deutschland vollständig aufgegeben wird. Seit über 40 Jahren Zuchtbemühungen gibt es in Europa keinen einzigen Delfin, der ausgewildert wurde.
WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller: „Die Zeichen der Zeit stehen auf Schließung aller Delfinarien – sie sind Auslaufmodelle. Wir lehnen diese Anlagen ab, auch weil klar geworden ist, dass Zoos keinen Beitrag zur Arterhaltung von freilebenden Delfinpopulationen leisten können. Noch nie wurde überhaupt ein Delfin aus einem Delfinarium in der EU wieder ausgewildert. Die Spezies des Großen Tümmlers (Tursiops truncatus) ist nicht gefährdet und es besteht kein Anlass einer künstlichen Populationserhaltung. Die wenigen überlebenden Nachzuchten können nicht ausgewildert werden, weil sie in Gefangenschaft das natürliche Nahrungs-Jagdverhalten nicht erlernt haben. Die durchschnittliche Lebensspanne von Großen Tümmlern liegt in Gefangenschaft deutlich niedriger als bei frei lebenden Delfinen. Die "National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)" beziffert die Lebensspanne von Großen Tümmlern in freier Wildbahn mit 40 bis 60 Jahren. Trotzdem forcieren die Zoos ihre Zuchtbemühungen. Einen gesetzlichen Zoo-Bildungsauftrag mit über 100 verstorbenen Delfin- und Walarten zu erfüllen, ist makaber. Die Todesrate von Nachzuchten liegt in den beiden deutschen Zoos bei mehr als 75 Prozent. Die "Zeit-online" im Jahr 2015: "Von den 22 Delfinen, die seit 1971 in Nürnberg auf die Welt kamen, sind mittlerweile 17 tot." Von 29 Nachzuchten im Zoo Duisburg (Stand Oktober 2016) haben bisher lediglich acht Tiere überlebt (s.a. WAZ v. 15.05.2013). In erster Linie geht es den verbleibenden Zoos mit Delfinarien in Duisburg und Nürnberg darum, zahlende Zoo-Besucher durch das Show-Angebot anzulocken. Dieses Argument ist jedoch durch die gestiegenen Besucherzahlen in Münster nach Schließung des Delfinariums im Jahr 2013 widerlegt. Rund 60.000 Besucher mehr verzeichnete der Münsteraner Allwetterzoo auch im Jahr 2015."
Extremer Besucherrückgang führt zu Eintrittspreiserhöhungen
Bei den Zoo-Besuchern entstehen inzwischen durch die jahrelange Aufklärung des WDSF und Richard O'Barry (Oscar für den Film "Die Bucht"und Bambi-Preisträger und Ex-TV-"Flipper"-Trainer) sowie der Organisation ProWal und vielen Helfern in der Öffentlichkeit Vorbehalte gegen die Delfin-Gefangenschaft. Fast 200.000 Aufklärungs-Flyer haben WDSF-Helfer seit 2010 an jedem Wochenende an die Zoo-Besucher und Passanten in Duisburg verteilt. Seitdem hatte der Zoo Duisburg einen Rückgang von rund 140.000 Besuchern zu verzeichnen; ebenso der Tiergarten Nürnberg vor dem ebenfalls Flyer- und Protestaktionen initiiert wurden. Ab 2016 erhöhte der Zoo Duisburg daher seine Eintrittspreise pro Erwachsenen auf 16,90 Euro. Der Tiergarten Nürnberg hat Preiserhöhungen ab April 2018 bis zu 22 Prozent vorgenommen.
Mehrfache Delfnarienschließungen durch WDSF- und ProWal-Initiativen
Nach jahrelangen WDSF- und ProWal-Interventionen hat das Delfinarium im Allwetterzoo Münster Anfang 2013 aufgrund von aufgedeckten Mängel geschlossen. Der Münsteraner Zoo-Direktor Jörg Adler dazu gegenüber der Münsterschen Zeitung: "Die Haltung entspricht allen Anforderungen, aber wohl nicht mehr dem allgemeinen Zeitgeist. Für eine zeitgemäße Haltung der Delfine wären 20 Millionen Euro nötig und die haben wir einfach nicht."
Jürgen Ortmüller dazu: "Wir hatten allen Delfinarienbetreibern bereits 2008 mitgeteilt, dass das WDSF dafür sorgen wird, dass auch die verbliebenen drei von ursprünglich zwölf Delfinarien in Deutschland aus Tierschutzsicht schließen müssen. Der Münsteraner Zoodirektor wiederholte unsere Aussagen, dass Delfinarien nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen. Das Delfinarium im Heidepark Soltau hatten wir in Abstimmung mit dem neuen Eigentümer, Merlin Entertainments (London), bereits ebenfalls im Jahr 2008 schließen können, insbesondere da wir Boykottmaßnahmen angekündigt hatten. Merlin Entertainments bestätigte uns schriftlich, dass Delfine in Gefangenschaft nicht artgerecht gehalten werden können und sie daher das Delfinarium im Heidepark aufgeben. Anfang 2013 hat Merlin Entertainments auch die Delfin-Show im italienischen Delfinarium Gardaland konsequent aufgegeben. Auf der Insel Rügen wurde nach intensiven Interventionen auch durch das WDSF der Plan fallen gelassen, ein neues Delfinarium zu bauen. Das Delfinarium im Vergnügungspark Connyland in der Schweiz musste ebenfalls schließen, nachdem wir in jahrelanger Kooperation mit ProWal katastrophale Mängel aufgedeckt hatten. In Zusammenarbeit des WDSF und Schweizer Politikern wurde im Frühjar 2012 vom Schweizer Parlament ein Delfin-Importverbot gesetzlich beschlossen und damit die Schließung des Delfinariums besiegelt. Delfinarien in Bodrum (Türkei) und Kas (Türkei) wurde nach ProWal/WDSF-Protesten geschlossen. Ebenso wurde im März 2018 ein Delfinpool in einem Best Western Hotel in Armenien nach einem weltweiten Boykottaufruf durch ProWal und WDSF gegenüber der Hotelkette wieder geschlossen."
Reiseveranstalter stoppen Angebote für Delfin- und Orca-Shows
Die großen Reiseveranstalter TUI Deutschland (mit TUI Österreich und Schweiz), Schauinsland Reisen sowie alltours stoppten in Abstimmung mit dem WDSF aus Tierschutzgründen weltweit die Bewerbung von Delfin- und Orca-Shows. In Kooperation mit allen anderen großen deutschen Reiseveranstaltern konnte erreicht werden, dass keines der Delfinarien in der Türkei, in Ägypten, Dubai und Tunesien mehr angeboten wird.
Zoo Duisburg und Tiergarten Nürnberg ohne Subventionen nicht mehr existensfähig
Es verbleiben jetzt in Deutschland nur noch die beiden Delfinarien im Duisburger Zoo und im Nürnberger Tiergarten. Das WDSF fordert die Schließung der Anlagen und bittet die Besucher, dort keine Eintrittskarten zu kaufen. Die Städte Duisburg und Nürnberg mussten ihre alljährlichen Zuschüsse aus kommunalen Mitteln auf über 2,5 Mill. Euro wegen der rückläufigen Zooeinnahmen und aufgrund von Sanierungsmaßnahmen in den maroden Anlagen anheben. Im Jahr 2017 war für den Duisburger Zoo ein kommunaler Zuschuss von 4,3 Mill. Euro erforderlich, um einen Konkurs abzuwenden. Die erforderliche Sanierung der Delfinanlage im Tiergarten Nürnberg ab 2018 nach einem Salzwasserschaden wird voraussichtlich mehr als 10 Mill. Euro verschlingen. Zusammen mit den Baukosten von rund 31 Mill. Euro wurden dann mehr als 40 Mill. Euro in Nürnberg alleine für die "Delfinlagune" verpulvert. Alleine für Gutachten zur Behebung des Schadens wurden bereits 400.000 Euro ausgegeben.
Ein Verbot von Delfinarien mit ihren Show-Vorführungen in Deutschland ist längst überfällig, wie auch in einem Beitrag der Mittelbayerischen zu lesen ist und wie es in Frankreich in 2017 beschlossen wurde.