Delfin-Show im Duisburger Zoo-Delfinarium (WDSF-Foto)WDSF/Hagen - April 2014 - Der für die Führung des Zuchtbuchs von Delfinen (Cetacea) innerhalb des Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) mitverantwortliche Veterinär Cornils Erik van Elk hat selbst gegenüber der Bundesregierung bei der Bundestagsanhörung im Mai 2013 keine vollständige Einsichtnahme in die Zuchtbücher gewährt.

Gegen einen weiteren Verantwortlichen des EEP, Veternär Manuel Garcia Hartmann, hat die Schweizer Staatsanwaltschaft im letzten Jahr wegen "mehrfacher fahrlässiger Tierquälerei" einen Strafbefehl erwirkt, weil zwei Delfine in seiner Verantwortung im Delfinarium des Connyland-Vergnügungsparks aufgrund einer Antibiotika-Vergiftung zu Tode kamen.

"In Hartmann's Amtszeit (Anm.: im Duisburger Zoo) fällt auch der Verlust von drei jungen Delfinen, die nach ihrer Geburt durch eine Viruserkrankung dahingerafft wurden", so die Neue Ruhr-Zeitung/Neue Rhein-Zeitung. Darüber hinaus starb in seiner Amtszeit ein erwachsener Großer Tümmler und ein Flussdelfin in Duisburg. Inzwischen arbeitet Hartmann seit 2008 für das Marineland Delfinarium in Antibes/Frankreich. Dort starben seit 2009 drei Delfine lt. Ceta-Base.

Im Tiergarten Nürnberg hat das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) nach einer fachbiologischen Analyse von mehr als 5.000 Seiten der tiermedizinischen Berichte dokumentiert, dass die Delfine fortlaufend mit hohen Dosierungen von Valium (Diazepam), Antibiotika und rund 30 weiteren Medikamenten behandelt wurden. Begründung der Medikamentengabe in den tiermed. Berichten: "Nervosität, Unruhe, schlechte Mitarbeit, schlechtes Fressverhalten, zur Beruhigung vor Untersuchungen und Transporten, Aggressionen und Streit, Nervosität wegen Baulärms und Unwohlsein." Valium weist nach einer Verabreichung von mehr als einer Woche ein hohes Suchtpotential auf und wird i.d.R. als chirurgisches Notfallmedikament eingesetzt

Der Zoo Duisburg war bisher nicht bereit, Akteneinsicht in die tiermed. Berichte zu gewähren. In diesem Zusammenhang ist eine Klage des WDSF vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf anhängig. Es ist jedoch auch im Duisburger Delfinarium zu vermuten, dass die Delfine mit den genannten Medikamenten ebenfalls fortlaufend behandelt werden.

Zum Thema von mdst. 60 Delfin-Todesfälle im Duisburger Zoo: Das Magazin der Spiegel hat in einem Bericht im Jahr 1997 insg. "47 verschlissene Delfine" dokumentiert. Das NRW-Umweltministerium hat dem WDSF im Jahr 2011 in den letzten 20 Jahren 15 verstorbene Delfine bestätigt, davon alleine neun Delfinbabys. Von 26 Delfingeburten haben lediglich sieben bis heute überlebt. Das Delfinarium im Duisburger Zoo dürfte somit mit über 60 verstorbenen Delfinen seit Bestehen der größte Delfinfriedhof Europas sein.

Die Delfinarienbesitzer haben es bisher versäumt, Vorsorge für den verhaltensgerechten Verbleib der Delfine bei einer Schließung von Delfinarien zu treffen. Das EEP-Delfinarium in Harderwijk ist inzwischen nicht zuletzt aufgrund der Delfinarienschließung in Münster mit über 30 Delfinen völlig überfüllt. Es wäre angebracht, entsprechende Vorsorge auf einer gesetzlichen Grundlage zu schaffen und die Delfine, die i.d.R. nicht ausgewildert werden können, verhaltensgerecht unterzubringen, wie es bereits § 68 des Landschaftsgesetzes NW fordert. Das WDSF schlägt seit Jahren eine Verbringung der Delfine bei Schließung von Delfinarien in einer menschenbetreuten Meereslagune vor, wobei die Delfine keiner kommerziellen Nutzung unterliegen dürfen. Ebenso besteht die sinnvolle Forderung nach einem Nachzuchtverbot, zumal die Population des Großen Tümmler nicht gefährdet ist.

Der Bildungsauftrag der beiden deutschen Zoos mit Delfinarien in Nürnberg und Duisburg gilt als nicht erfüllt, zumal der Schwerpunkt der Delfinpräsentation auf Show ausgelegt ist. Warum muss im Duisburger Delfinarium bei fast jeder Vorstellung ein Kleinkind in einem von einem Delfin gezogenen Boot mit hoher Geschwindigkeit durch das Becken gezerrt werden? Warum dürfen die Delfine anschließend, mit einem gewissen übertragungsrisiko von Bakterien, von diesen Kleinkindern betatscht werden?

Aufgrund der katastrophalen finanziellen Situation der Zoo Duisburg AG ist der Zoo faktisch pleite. Jetzt musste die alljährliche (!) Subvention der Stadt Duisburg von bisher schon alljährlich 2,2 Mill. Euro auf rund 3,8 Mill. Euro für 2013 angehoben werden, nachdem die RWE-Bezuschussung von jährlich 1 Mill. Euro seit 2013 entfallen ist und der Zoo mehr als 100.000 Besucher verloren hat. Das wird sich in den Folgejahren nicht ändern, obgleich die Stadt Duisburg mit ihrer immensen Verschuldung unter Haushaltsaufsicht steht. Warum bezieht der Zoo-Direktor Achim Winkler (lt. Bilanz 2012) ein alljährliches Bruttogehalt von 147.082 Euro (2012) bei einer Pensionsrückstellung von weiteren 509.406 Euro (Stand 31.12.2012)? Stände es nicht auch in der Verantwortung des Aufsichtsrats der Zoo Duisburg AG, diese finanzielle Katastrophe zu stoppen?

Es darf bezweifelt werden, dass die Bezuschussung durch die Stadt Duisburg dem EU-Recht entspricht. Auch den Bürgern der Stadt Duisburg ist kaum noch zuzumuten, einen Zoo, der auch der umliegenden Konkurrenz nichts mehr entgegen zu setzen hat, weiterhin über die kommunalen Abgaben mitzufinanzieren.

Daten zum Delfinarium Duisburg finden sich auf der WDSF-Homepage:
http://www.wdsf.eu/index.../delfinarien/delfinarium-duisburg