Lebensgefahr für Kinder bei Delfintherapie

Im nachfolgenden Video schlagen Delfine in der Türkei (Bodrum bzw. Kas) mit ihrer Schwanzflosse immer wieder monoton und kräftig auf das Wasser. Durch die jahrelange Gefangenschaft in den kleinen Drahtkäfigen sind die Delfine stark verhaltensgestört. Diese Delfine sollen für die Delfintherapie mit Kindern eingesetzt werden. Das kann für die behinderten Kinder lebensgefährlich werden. Das WDSF rät dringend von dem Besuch der Delfinarien und der Delfintherapie insbesondere in der Türkei ab. Den Eigentümern der Delfine und der Delfinarien geht es darum, möglichst schnell viel Geld zu machen und das auf Kosten der sensiblen Meeressäuger und der Gesundheit der Menschen.

YouTube-Video: Gefährliche Delfine ( Dangerous Dolfphins ) für Delfintherapie mit Kindern

Hier: Ein weiterer Film über die Verletzung eines kleinen Mädchens beim Füttern von Delfinen im Delfinarium


Sealanya-Todesdelfinarium in Alanya - dort starben innerhalb weniger Tage
insgesamt vier Delfine die zuvor aus der blutigen Treibjagd in Taiji/Japan
importiert worden waren.

(Anm.: Nach WDSF-Dokumentationen über die katastrophalen Delfinarien-Zustände in der Türkei bietet seit 2010 kein deutscher großer Reiseveranstalter mehr Delfinarien-Touren in der Türkei an - TUI, FTI, alltours und Schauinsland Reisen haben das Angebot von Delfin- und Orca-Shows inzwischen weltweit gestoppt)

Von: Lawitschka, Lena [mailto: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! ]
Gesendet: Freitag, 17. Juni 2011 15:39
An: Wal- und Delfinschutz-Forum WDSF
Betreff: Ihr Schreiben vom 09.06.2011

Guten Tag Herr Ortmüller,

Vielen Dank für Ihre Stellungnahme, welche wir heute erhalten haben.  Bezüglich der Onmega Ltd. kann ich Ihnen nur wiederholt mitteilen, dass wir unseren Gästen keine Ausflüge/ Delphintherapien in das Onmega Dolphintherapie Center anbieten.

Mit freundlichen Grüßen

Lena Lawitschka
Referentin Nachhaltigkeitsmanagement
TUI Deutschland GmbH
Karl-Wiechert-Allee 23
30625 Hannover

Maria Kaminski, Vorsitzende des Bundesverbandes autismus Deutschland e.V.:

„Trotz intensiver Forschungsarbeiten gibt es nach wie vor keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass eine Delfintherapie Kindern mit Autismus zu Förderung und Heilung verhilft. Um Menschen mit Autismus zu helfen, empfiehlt der Bundesverband dringend eine liebevoll konsequente Erziehung,Verhaltenstherapie mit Sprachanbahnung und Sozialtraining. Delfine sind Wildtiere. Es ist eine Frage der Ethik, ob wir Menschen diese Tiere ihrer Freiheit berauben dürfen, um sie für fragwürdige Zwecke auszunutzen.“

gez. autismus Deutschland e.V. Maria Kaminski (Vorsitzende) Mitglied bei: 
WAO

Sämtliche großen deutschen Reiseveranstalterwie TUI, REWE-Touristik (mit Jahn Reisen und ITS), Schauinslandreisen, Thomas Cook (mit Neckermann und Bucher-Reisen), öger Tours und alltours boten bis 2010 ihren Hotelgästen noch Ausflugstouren in türkische Delfinarien an. Nach Interventionen und Boykottaufrufen des WDSF aufgrund der mangelhaften Haltungsbedingungen in den Delfinarien und nach den Todesfällen haben die genannnten Veranstalter ihre Angebote in der gesamten Türkei aus dem Programm gestrichen.

(s.a. http://www.n-tv.de/reise/Boykott-tuerkischer-Delfinarien-article2977066.html und

http://www.derwesten.de/leben/reise/Deutsche-Reiseveranstalter-boykottieren-Delfinarien-in-der-Tuerkei-id4515343.html )

Verrostete Meeressäuger-Boxen im Delfinarium in Antalya

Erfolge medizinisch und wissenschaftlich nicht erwiesen

Die meist kommerziellen Delfintherapien werden in der Öffentlichkeit leider nur einseitig, also im Sinne der Anbieter dargestellt. Eine kritische Sichtweise wird nicht zugelassen, da sie sich geschäftsschädigend auswirken würde. Trotzdem muss auch die andere Seite des Themas "Delfintherapie" geschildert werden, die gerne in der Öffentlichkeit verschwiegen wird.

Etliche Ärzte und Therapeuten arbeiten in diesem Bereich und geben der Delfintherapie dadurch nach außen den zweifelhaften Anschein der „Wissenschaftlichkeit“. Sie kooperieren weltweit mit Delfinarien oder Therapieeinrichtungen, unter anderem auch in Europa und in der Türkei mit Kidsanddolfins, dolphin aid, mydolphins GmbH und einigen anderen.

Wissenschaftlich belegt sind diese Therapien bisher nicht und gesetzliche wie private Krankenkassen lehnen die Kostenübernahmen wegen bisher nicht erwiesener positiver Effekte weiterhin ab, allein aber auch schon wegen der negativen Kosten-Nutzen-Rechnung.

Das von den DAT-Anbietern oft vorgetragene Argument "Warum müssen Heilungserfolge auch immer gleich wissenschaftlich belegt werden?", rechtfertigt nicht den Einsatz von Delfinen. Hier sollte ethische, moralische und tierschützerische Denkweise im Vordergrund stehen. Alle seriös Tätigen im Therapiebereich wissen, dass bestimmte Störungsbilder/ Behinderungen nicht in einem Schnellverfahren behandelt werden können, sondern sich oft sogar über Jahre hinziehen. Einige Eltern betroffener Kinder werden im Laufe einer Therapie ungeduldig und erwarten schnellere Entwicklungsschritte ihrer Kinder. Sie wechseln die Therapeuten in der Hoffnung, der Nächste mache es besser. So entsteht durch diese hohe Erwartungshaltung eine immer niedriger werdende Frustrationsgrenze.

Ergotherapie und Logopädie staatlich anerkannt

Hier setzen die Anbieter der Delfintherapie bewusst an und sprechen von "4 mal schnelleren Ergebnissen" und werben damit für ihre Delfintherapie. Das ist grundsätzlich unseriös. Konventionelle Behandlungen, die seit langem wissenschaftlich belegt und staatlich anerkannt sind, wie etwa Ergotherapie oder Logopädie, können Eltern bei fundierter Beratung sicherlich den zeitlichen Druck nehmen und werden i.d.R. von den Krankenkassen übernommen. Gerade im Bereich von Mehrfachbehinderungen oder komplexen Krankheitsbildern ist Geduld gefragt und nichts kann „schnell“ erreicht werden und zugleich langfristig und nachhaltig sein.
Dazu kommt, dass Delfine nur Säugetiere sind, denen man zwar eine hohe Intelligenz nachgewiesen hat, die aber nichts Mystisches haben, magische Sonarwellen aussenden oder sich gar als Therapeuten eignen. Diese Tiere leiden unter den engen Haltungsbedingungen, unter der Kontaktpflicht zum Menschen und sind als nicht domestizierbare Wildtiere in diesen Einrichtungen unter Dauerstress.

Grundsätzlich ist daher jegliche Haltung von Delfinen zu Therapiezwecken abzulehnen, sei es in sogenannten offenen Lagunen, in wissenschaftlich geführten Delfinarien wie etwa Nürnberg oder besonders in den katastrophalen Delfinarien der Türkei. Dazu muss die Frage geklärt werden: Woher stammen die Delfine in den Einrichtungen? Nachzuchten sind definitiv weltweit nicht nachhaltig, die Delfinarien Duisburg und Nürnberg etwa gelten als die größten Delfinfriedhöfe Europas. Dem stehen in Duisburg nur wenige Nachzuchten gegenüber. Wenn die Nachzuchten nicht gelingen, muss man die Tiere über Umwege beziehen, ein Direktimport ist innerhalb der EU verboten. In der Türkei gibt es nachweislich Delfine aus den berüchtigten japanischen Treibjagden in Taiji. In der Delfinlagune Nürnberg soll nach Neueröffnung voraussichtlich ab 2012 die DAT (Dolphin Asstisted Therapy/delfingestützte Therapie) angeboten werden. Diese beruht hier auf der Grundlage einer fast 13-jährigen Forschungsstudie der Universität Würzburg in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg.

Der Studie werden von fachkundiger Seite methodische Mängel vorgeworfen (http://www.wdcs-de.org/docs/Delfintherapie.pdf). Die Breitenbach-Studie findet in der Fachwelt keine Anerkennung, sodass die Krankenversicherer die Kostenübernahme weiterhin verweigern.

Was betroffene Eltern auch wissen sollten: In Japan finden jährlich die blutigen Delfin-Treibjagden statt, bei denen bis zu 20.000 Delfine und Kleinwale gefangen und abgeschlachtet werden. Ein toter Delfin kostet etwa 450 Euro. Ein geringer Teil der Fänge (die Schönsten und Stärksten) wird am Leben erhalten, antrainiert und für bis zu 100.000 Euro an Vergnügungsparks und Delfinarien in aller Welt verkauft, der Rest wird brutalst abgeschlachtet und zum Verzehr oder als Tierfutter verwertet. Ein Milliardengeschäft mit den Meeressäugern. Siehe dazu Delfinfang in Taiji/Japan: http://www.walschutzaktionen.de/1119701/1119901.html .

Solange es Delfinarien gibt oder Organisationen, die Delfintherapien anbieten, wird es diese Treibjagden geben! Welche andere Therapieform, außer der Delfintherapie, wird so mit dem Leid von Tieren durchgeführt? Tatsache ist aber auch, dass mehr Delfine durch Beifang, Netze, Lärm oder andere Ursachen im Meer verenden, als in Delfinarien und Vergnügungsparks. Dieses Argument rechtfertigt aber in Nichts die zusätzlichen Fänge von Delfinen zu Therapie- und Vergnügungszwecken und deren sinnlose Todesfälle.

All diese Informationen werden betroffenen Eltern vorenthalten. Einige Familien geraten in finanzielle Schwierigkeiten, da sie die teilweise völlig überzogenen Kosten einer solchen Therapie mit Flug- und Unterkunftskosten nicht selbst aufbringen können und somit auf Hilfe Dritter angewiesen sind. Oft entsteht ein öffentlicher Druck durch Spendenaufrufe, wenn letztendlich die eingegangenen Spenden den Gesamtpreis nicht erbringen. Eltern müssen dann zusätzlich hohe Kredite aufnehmen, um den häufigen Anfragen in den Medien nach Spendenverwertung im Anschluss an Spendenaufrufe, auch gerecht zu werden. Maria Kaminski, die Bundesvorsitzende von autismus Deutschland  e.V., hat diese Sachverhalte bestätigt.

Die Kosten einer Delfintherapie stehen in keiner Relation zum scheinbaren Ergebnis. Eltern mit zwei Kindern bezahlen für einen 14-tägigen Hotel-Aufenthalt incl. der Pseudo-Therapie oft bis zu 15.000 Euro – dazu kommt eine kostenpflichtige Nachsorge wie z.B. im Marienkrankenhaus in Wickede-Wimbern (Dr. Rupert Sobotta) und im Katharinen-Hospital Unna (Dr.med. F.W. Steinweg ). Dazu berichten kritische Eltern, die bereits DAT-Erfahrung gemacht haben, dass die lange Anreise in eine klimatisch völlig andere Gegend mit allen dazugehörigen Strapazen oft auch Stress für ihre kranken Kinder bedeutet. Eltern, die verständlicherweise alles für ihre Kinder tun würden, müssen über das Genannte aufgeklärt werden und es ist Aufgabe von seriösen Ärzten, Psychologen und Heilmittelerbringern, diesen Eltern den Druck zu nehmen, schnelle und erkennbare Heilungsprozesse bei ihren Kinder in Kürze zu erwarten und ihnen fundierte und erprobte Behandlungsmethoden nahezulegen.

Die therapeutischen Ansatzpunkte innerhalb der delfingestützten Therapien sind so bunt, wie der gesamte Ansatz. Während der eine Anbieter die positive Wirkung des Ultraschalls in den Vordergrund stellt, lehnt sie der andere ab (Nürnberg/ Würzburg). Ein Anbieter spricht von "Heilung", während der nächste es tunlichst vermeidet oder gar ins Esoterische abdriftet.

Wer soll da noch durchblicken? Patienten müssen zwischen Seriosität, die manche Institute nach außen vermitteln und Hokuspokus, sowie Showtherapien anderer unterscheiden. Diese grundlegenden innerstrukturellen Differenzen gibt es bei keiner anderen Therapieform, die ihre Daseinsberechtigung seit langem erhalten hat.

Das therapeutisches Konzept einiger bekannter Organisationen mit Unterkunft, entsprechender klimatischer Umgebung und einer hohen Anzahl ausgebildeter, fürsorglicher Fachleute unter einem Dach, im Sinne einer umfassenden und interdisziplinären Behandlung, ist ja nicht einmal zu kritisieren ... aber ohne die Meeressäuger, die eine zentrale Rolle dabei spielen müssen, der sie nicht gerecht werden können.

Norbert Kochhan, Biologe und Logopäde im März 2011