(WDSF - 30.01.2012) Erneut wurde dem Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) ein Schriftstück zugespielt (s.u.). Der Nürnberger Tiergartendirektor Dag-Encke hat demnach am 24.01.2012 an "seine Kollegen" u.a. im Todestrakt-Connyland-Delfinarium geschrieben haben, dass man den Tierschützern nicht das Feld überlassen solle. Offenbar wollen sich die Direktoren der Zoo- und Vergnügungspark-Delfinarien vernetzen, um der öffentlichkeit den aufgesetzten Eindruck einer gemeinsamen Kompetenz zu vermitteln, über die sie  nach eigener Aussage von Encke gar nicht verfügen. Genau wie Dag Encke lt. dem uns übermittelten Schreiben vorgegeben hat, gaben Connyland-Pressesprecher Erich Brandenberger und Besitzer Roby Gasser daraufhin ihre Statements für die Presse: Keiner der den Tod der beiden Delfine kommentiere, habe Ahnung, wenn er nicht ein Wissenschaftler ist, der mit dem Fall vertraut sei. Damit sollten vermutlich alle Kritiker mundtot gemacht werden. Als weiteres sollen die "Kollegen" u.a. im Connyland aufgrund des Encke-Vorschlags gegenüber der öffentlichkeit bezweifeln, dass eine Vergiftung mit Antibiotika die Todesursache sei, obwohl die Universität Zürich bei der Obduktion definitiv festgestellt hatte, dass der Tod durch eine Gehirnschädigung aufgrund von Antibiotika eingetreten war. Eine Anstiftung zur Lüge?

Connyland-Besitzer Roby Gasser am 29.01.2012 gegenüber 20Minuten Online:

«Antibiotika hat noch niemanden umgebracht», sagt Gasser. Es könne doch etwas nicht stimmen, wenn das Connyland die Untersuchungsunterlagen nicht einsehen könnten. «Es wirkt auf mich, wie wenn etwas verheimlicht würde.» Auf die Frage, wer die Delfine denn vergiftet habe, antwortete Gasser: «Es gibt so viele Idioten auf dieser Welt.» Eine neue, unabhängige Instanz müsse nun ermitteln, nicht mehr die Thurgauer Staatsanwaltschaft. «Ich hoffe, die Wahrheit kommt an den Tag.»

WDSF-Kommentar dazu: "Dass die Wahrheit an den Tag kommt, wie Gasser fordert, werden wir uneingeschränkt und aktiv unterstützen. Die medizinische Unkenntnis des Connyland-Mitinhabers Roby Gasser äußert sich alleine schon darin, dass er meint, dass "Antibiotika noch niemanden umgebracht" hätte. Tatsächlich kann eine Antibiotikumgabe jedoch zur sog. "Herxheimer Reaktion" mit tödlichem Ausgang führen, wenn diese nicht rechtzeitig erkannt wird.

Wir machen darauf aufmerksam, dass es sich bei nachfolgendem Schreiben von Dag Encke an seine "lieben Kollegen" um eine übermittlung von dritter Seite an uns handelt.

Schreiben von Dag Encke:

24.01.2012

Liebe Kollegen,
vielen Dank dafür, dass Ihr uns informiert habt. In einem Punkt bin ich unterschiedlicher Meinung als Ihr: Ich glaube, dass es nicht sinnvoll ist, nicht mit den Medien zu sprechen, wenn nach einem Statement gefragt wird. Die WDCS, Peta und das WDSF und alle anderen werden oder haben bereits ihre Darstellung an die Presse abgegeben. Auf der Homepage der WDCS wird der Tod durch die Vergiftung mit Antibiotika als Fakt publiziert.
Ich glaube, genau andersherum ist es richtig: Wer auch immer von uns von den Medien nach einem Kommentar gefragt, sollte auch einen abgeben. So können wir den vereinfachenden und unprofessionellen Einschätzungen der Tierschutz-Organisationen, die uns schädigen wollen, etwas entgegensetzen. Wir sollten zumindest alle offen kommunizieren, dass niemand die komplexen pathologischen und veterinärmedizinischen Zusammenhänge beurteilen kann, ohne Einsicht in alle wissenschaftlichen Daten, vor dem Tod gestellten Diagnosen, den individuellen Lebenslauf der verstorbenen Tiere, die histologischen und pathologischen Befunde usw. gehabt zu haben. Jeder Kommentar über Ursache für den Tod der beiden verendeten Delfine muss falsch sein, wenn er nicht von wissenschaftlichen Spezialisten kommt, die mit dem Fall vertraut sind. Zumindest dieses Statement könnten alle von uns abgeben. Und mehr noch, wir könnten angeben, dass wir bezweifeln, dass eine Vergiftung mit Antibiotika die wahrscheinliche, plötzliche Todesursache ist. Mir ist nicht mal bekannt, ob es ähnliche Fälle gegeben hat (Ich bin kein Tierarzt, daher werden die meisten von Euch in dieser Hinsicht professioneller Einschätzungen als ich abgeben können…).
Gar kein Statement an die öffentlichkeit abzugeben bedeutet, dass dieser Schauplatz komplett den Tierschützern überlassen wird…

Herzliche Grüße an Euch alle,
Dag Encke
Dr. Dag Encke
Leitender Direktor
Tiergarten Nürnberg
Am Tiergarten 30
90480 Nürnberg
T: +49-911-5454 812/816
F: +49-911-5454 802
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WDSF-Hinweis: Dieses Schreiben wurde ursprünglich von Zoo-Direktor Encke in Englisch verfasst und von uns ins Deutsche übersetzt. Hier der Originaltext:

Dear Colleagues,
thank you for informing us. My point of view differs in one aspect from yours: I think that not talking to the media – when asked for a statement  - is not clever. WDCS, Peta, WDSF and whoever will certainly give and have already given their statements to the press. On the website of WDCS the death caused by antibiotica is published as a fact of matter. I stand for the opposite strategy: whoever from our community is asked by the press to give a comment, should do so to oppose the simplifying an unprofessional statements of organizations that aim for harming us. We should at least openly state that no one can judge about complicated and complex pathology and veterinary matters without having all scientific data, without having knowledge about the diagnosis preceding death, without having insight in the life history of the dead animals, without having knowledge about histological and toxicological results, and so on. Any comment about the causes of death of these two dolphins must be false, if not coming from the specialists scientifically involved in the matter. That at least anyone of us can state. And even more, we can state that we doubt that there is a high probability of  antibiotics causing sudden death. I am not even sure, if comparable cases are known (I am not a vet, so most of you can even make more professional statements than I can do…)
Not talking to the public means to leave the space in the media to the activists…

Best wishes to all of you
Dag Encke
Dr. Dag Encke
Leitender Direktor
Tiergarten Nürnberg
Am Tiergarten 30
90480 Nürnberg

T: +49-911-5454 812/816
F: +49-911-5454 802
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