Vergnügungspark Connyland (WDSF-Foto)(WDSF-07.06.2012) Das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) sieht sich in seinen intensiven Bemühungen bestätigt, indem nunmehr ein Schweizer Regierungsbeschluss ein Delfin-Importverbot vorsieht, das vom WDSF bereits Mitte letzten Jahres vorgeschlagen wurde (Chronologie der Ereignisse s.o.).


Nach bald 40 Jahren Delfingefangenschaften im Connyland-Vergnügungspark und rund 30 Delfintodesfällen insgesamt, bedeutet die angekündigte, wenn auch gesetzlich erzwungene, Aufgabe des Delfinariums einen großen humanen Fortschrift im Umgang mit diesen intelligenten Meeressäugern.

Jahrzehntelang hat das Connyland mit den absolut nicht artgerechten Delfin-Shows Millionen verdient. Das Surfen auf den verletzten Schnauzen der geschundenen Tiere zum fraglichen Spaß der Zuschauer war einer der Höhepunkte der Vergnügungssucht auf Kosten einer menschenfreundlichen Spezies.

Keine Auswilderung - stattdessen Delfinkarussel

Eine vollständige Auswilderung der drei vorhandenen Delfine bei der jetzt angekündigten Schließung des Connyland-Delfinariums scheidet aus, weil das Sonar in Gefangenschaft fast völlig verkümmert ist und ein natürliches Jagdverhalten ausschließt. Es liegt in der Verantwortung der Delfin-Eigentümer im Connyland, die sich ja immer gerühmt haben, dass es ihren Delfinen gut gegangen sein soll, für einen Aufenthalt der Delfine zu sorgen, der den biologischen Grundbedürfnissen entspricht. Bei einem vom Connyland erwarteten Verkaufspreis von bis zu 300.000 SFR pro Tier ist allerdings fraglich, ob die Vergnügungsparkbetreiber in Lipperwil wirklich noch ein ernsthaftes Interesse daran haben, dass es „ihren“ Delfinen nach einem Transfer gut geht, aber sie können vielleicht auch Einfluss darauf nehmen. Die Connyland-Betreiber werden sich auf das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) berufen, das regelmäßig ein Delfinkarussell praktiziert. Das heißt, die Tiere werden zu Zuchtzwecken zwischen den europäischen Delfinarien hin und her geschoben – und das, obwohl Delfine Rudeltiere sind, die in sogenannten Delfinschulen zwischen meist 10 und 100 Tieren über ein stabiles Sozialgefüge verfügen. Beispielsweise wurde der Delfin Anke im Nürnberger Tiergarten im Frühjahr diesen Jahres zum sechsten Mal in seinem Leben zwischen verschiedenen Ländern transferiert. Es gibt keine spezielle Aufsichtsbehörde für das von Zoodirektoren gegründete EEP, sodass die Verschiebung von Delfinen zu Zuchtzwecken fast an der Tagesordnung ist. Hohe Kaufpreise, wie in der Schweiz nun genannt, werden jedoch beim EEP nicht erzielt, da die Mitglieder eher auf neue Tierzugänge durch die Zucht spekulieren, um diese als Zuschauermagnet lukrativ einzusetzen. Das Connyland war Ende vergangenen Jahres bereits vorsorglich dem EEP beigetreten, um an der Karussellzucht zu partizipieren und darüber weiteren Nachwuchs zu erhalten. Die Delfin-Todesfälle und die Aufdeckung der katastrophalen Hintergründe der Delfinhaltung mit Protestaktionen durch das WDSF, ProWal und Tierschützern mit der Empörung der Bevölkerung im Rücken und der jetzige Parlamentsbeschluss machten Gasser & Co im Connyland allerdings einen dicken Strich durch die Rechnung.

Regierungspräsident drohte WDSF mit Anzeige wegen Nötigung

Wir haben bereits im letzten Jahr die Schließung des Connyland-Delfinariums gefordert und waren aber beim zuständigen Regierungspräsidenten Kaspar Schläpfer im Thurgau auf Granit gestoßen. Das Ergebnis unserer Forderung aufgrund etlicher Mängel in der Delfin-Anlage war die Androhung einer Anzeige wegen Nötigung durch Schläpfer (FDP). Gesiegt hat letztendlich die Vertretung des Schweizervolk, wenn auch mit deutscher Unterstützung, an der wir uns im Sinne des internationalen Tierschutzes wesentlich und gerne beteiligt haben.

Endgültiger Transfer gefordert

Das WDSF fordert nun den endgültigen Transfer der Connyland-Delfine in eine von Menschen betreute Meereslagune, die den verbliebenen drei Delfinen einen weitgehend artgerechten Lebensabend gewährleisten. Eine intensive ärztliche fachkundige Betreuung muss diese Lebensveränderung der Tiere begleiten. Es könnte für die Connyland-Eigentümer naheliegend sein, die Delfine in das Mehrbecken-System der Freiluftanlage in Harderwijk/Holland zu verbringen, weil diese im Rahmen des EEP meist Anlaufstation zur weiteren Zucht ist. Das halten wir allerdings für bedenklich, weil dort bereits über 20 Delfine in einer relativ kleinen Meerwasser-Abschottung gehalten werden und an lautstarken Delfin-Shows in einer dunklen Halle, die mit starken Scheinwerfern bestückt ist,  teilnehmen müssen.  Auch leiden viele der Tiere in Harderwijk an einem ansteckenden Genital-Herpes, das mit starken Antibiotika behandelt wird. Auch könnte der Zoo-Marinepark in Portugal ein mögliches Ziel für die Connyland-Delfine sein. Wir haben jedoch aktuell keine gute Rückmeldung über diese Anlage. Wichtig ist uns, dass die Delfine nicht erneut für Schwimmprogramme und Shows missbraucht werden.

Gnadenbrot in der Südsee?

In die nähere Prüfung eines neuen Zuhauses für die Delfine könnte das „Anthony’s Key“ in Honduras in einer traumhaften Umgebung mit glasklarem Meerwasser einbezogen werden, das über weite Meerwasserbereiche verfügen, leider aber auch Delfinschwimmprogramme anbietet. Als Verkäufer der Delfine kann sich das Connyland ein Mitspracherecht bei der weiteren Verwendung der Tiere einräumen lassen und könnte dementsprechend Schwimmprogramme für ihre Delfine zukünftig ausschließen. Verantwortlich für einen artgerechten Verbleib ist das Connyland. Gerne sind wir jedoch bereit, eine Transfer-Planung fachkundig mit unseren Biologen zu unterstützen, wenn das Connyland das wünscht – mehr als anbieten können wir es leider nicht.

WDSF an mehreren Delfinarienschließungen beteiligt

In Deutschland ist es dem WDSF durch die Aufdeckung von Gebäudemängeln gelungen, dass das Delfinarium im Allwetterzoo Münster noch in diesem Jahr schließen muss, zumal keine finanziellen Mittel für die Mängelbehebung zur Verfügung stehen. ProWal- und WDSF-Demonstrationen begleiteten den Weg bis zur Schließung in Münster. Bereits im Jahr 2008 konnten wir zusammen mit ProWal die Schließung des Delfinariums im Heidepark Soltau erreichen. Nach Boykottandrohungen bestätigte uns der Groß-Eigentümer in London, Merlin Entertainment, dass man Delfine in Gefangenschaft nicht artgerecht halten kann. Die Tiere wurden aus den kleinen Vergnügungs-Rundbecken in den Zoo Nürnberg transferiert.

Nur noch zwei von neun Delfinarien in Deutschland - Zoo auskunftsverpflichtet

Demnächst gibt es nach Münster noch zwei Delfinarien in Deutschland (Duisburg und in Nürnberg) von ursprünglich neun Delfinarien. Im Juli 2012 hat das Verwaltungsgericht Düsseldorf wegen einer Klage des WDSF zur vollständigen Einsichtnahme in die Haltungsunterlagen der Delfine in Duisburg bestätigt, dass der Zoo auskunftsverpflichtet ist. über 60 Delfine haben dort seit Bestehen des Delfinariums ihren vorzeitigen Tod gefunden. Die Aufdeckung der ebenfalls katastrophalen Haltungsbedingungen wird vermutlich eine Schließung des Delfinariums bewirken.

WDSF fordert Zuchtverbot - Glückwünsche an die Schweiz

Ebenso fordern wir ein europäisches Zuchtverbot, um den Delfinnachzuchten eine lebenslange Gefangenschaft zu ersparen. Im Delfinarium Nürnberg haben wir erst kürzlich eine Akteneinsicht vorgenommen und konnten dokumentieren, dass dort Delfine fortlaufend mit Antibiotika und Beruhigungsmitteln behandelt werden. Der Zoo Nürnberg blickt auf 38 Todesfälle von Nürnberger Delfinen zurück. Wir fordern schon seit Jahren vergeblich von der deutschen Bundesregierung ein Importverbot von Delfinen und Walen nach Deutschland, zumal eine Bundesratsermächtigung im Tierschutzgetz diese Möglichkeit seit fast 10 Jahren vorsieht. Wir beglückwünschen die Schweiz, die relativ schnell und unkompliziert ein Delfinimportverbot durchgesetzt hat und sind stolz darauf, ein Teil dieser grundlegenden Entscheidung gewesen zu sein. Wir hoffen mit diesem positiven Schweizer Beispiel nun erneut bei der deutschen Bundesregierung einen Sinneswandel herbeizuführen. Die Bundesrepublik kritisiert alljährlich den angeblich wissenschaftlichen Wal- und Delfinfang der Japaner, lässt jedoch aus wissenschaftlichen Gründen eine Gefangenschaft von Delfinen in Zoos zu. Das ist paradox!--

03.06.2012 - Freiheit für die Delfine! Connyland will Delfinarium Ende Saison schliessen (Happy Times)
03.06.2012 - Connyland greift nicht zum Referendum (Bote)
31.05.2012 - PETA erstattet Strafanzeige gegen Connyland (Schweiz Magazin)
30.05.2012 - Umgeht der Freizeitpark Connyland in der Schweiz das Importverbot? (Blick.ch)
29.05.2012 - Delfin-Importverbot in der Schweiz beschlossen (NZZ)
25.05.2012 - WDSF-Schreiben an sämtliche Schweizer Nationalräte zum Delfin-Importverbot vor der Beschlussfassung
21.05.2012 - Connyland - Innenstadt-Trauermarsch in Konstaz (Hochrhein-Zeitung)
16.05.2012 - "Freiheit für Delfine": Friedliche Demonstrationen am 18. Mai in Zürich und 19. bis 20. Mai neben Sealife Konstanz (Happy Times)