(WDSF 26.01.2012) Die Staatsanwaltschaft Thurgau teilte am 23.01.2011 in einer Medienmitteilung mit, dass die Todesursache der beiden im November 2011 verstorbenen Delfine auf eine Gehirnschädigung ausgelöst durch Antibiotika zurückzuführen ist. Gegen die Tierärzte des Connyland wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft wegen Tierquälerei (Art. 26 TSchVO) ermittelt. Dem WDSF liegen diverse Unterlagen vor, die auch die Staatsanwaltschaft in ihrem Besitz hat.

Sexuelle Belästigung bei den Delfinen

Aus gut unterrichteten Kreisen hat das WDSF am 26.01.2012 erfahren, dass Nadja Gasser auch im Namen von Roby Gasser, Miteigentümer des Connyland, bei dem Veterinärtierarzt Paul Witzig, zuständig für den Kanton Thurgau, die Zustimmung zu weiteren Delfinzugängen angefragt hat (s. E-Mail oben). Derzeit befindet sich nach den Todesfällen nur noch das einzige Weibchen Chicky, der fünfjährige Angel und das achtmonatige Delfinbaby Secret in den Becken. Das es sich bei dem Männchen Angel und Secret um Nachwuchs von Chicky handelt, besteht die Gefahr einer Inzucht. Bereits jetzt würde der Teenager Angel seine Mutter sexuell bedrängen, schreibt Nadja Gasser. Gegenüber dem Betreuungspersonal soll sich Angel nach dem Tod von Shadow und Chelmers abweisend und aggressiv verhalten. Eine Delfin-Show für die öffentlichkeit wird dadurch mehr als fraglich. Es sollen daher noch ein Weibchen und ein Männchen in die Gruppe aufgenommen werden. Für April ist im Connyland-Delfinarium eine Inspektion durch die "European Association of Zoos and Aquaria (EAZA)" anberaumt, um zu überprüfen, ob das Connyland im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) weitere Delfine bekommen kann.

Antibiotikum Amoxicilline und Lügen?

Nach dem WDSF vorliegenden Informationen soll es sich bei dem tödlichen Antibiotika offenbar um Amoxicilline-clav.ac. gehandelt haben. Am 08.11.2011, dem Todestag des Delfins Shadow, soll der Fachtierarzt für Zoo- und Wildtiere Manuel Garcia Hartmann den Mitarbeitern des Connyland Nadja Gasser, Gregor Müller (ebenfalls Tierarzt), Luca Marini and Dennis Kissling die Anweisung bezüglich der behandelten Delfine gegeben haben, das Mittel abzusetzen. Die übrige medikamentöse Behandlung solle aber aufrecht erhalten werden. Trotzdem starb der zweite Delfin Chelmers wenige Tage später am 13.11.2011. Ganz offensichtlich war das Antibiotikum nicht das einzige Medikament, was den Delfinen verabreicht wurde. Connyland-Delfintrainer und auch der Pressesprecher Brandenberger hatten vor und nach den Todesfällen stereotyp behauptet, dass es ihren Delfinen gut ginge - alles eine Lüge?

Nebenwirkungen des Antibiotikums Amoxicilline: Wie alle Penicilline kann auch Amoxicillin Nebenwirkungen in Form einer allergischen Reaktion unterschiedlicher Stärke, bis hin zum anaphylaktischen Schock haben. Häufiger kommt es zu überempfindlichkeitsreaktionen wie Arzneimittelfieber. Außerdem muss auch mit Durchfällen, übelkeit und Erbrechen gerechnet werden. Nach dem Absetzen können allergische Reaktionen eintreten, die denen der Nebenwirkungen entsprechen. Von der gleichzeitigen Einnahme von Antibiotika bei gleichzeitiger intensiver Sonnenbestrahlung wird allgemein abgeraten. In vorliegendem Fall ist fraglich, wie das Antibiotikum in das Gehirn der Delfine gelangen konnte, was durch die Blut-Hirn-Schranke normalerweise ausgeschlossen ist. Möglicherweise führte eine falsche Dosierung zu dem Gehirnschaden.

Fachtierarzt Hartmann begleitete schon Telfintode im Duisburger Delfinarium

Der Fachtierarzt Hartmann ist auch Vize-Koordinator für Große Tümmler in der "European Association of Zoos and Aquaria (EAZA)" die wiederum das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) betreut. Die EAZA ist ein privater Zusammenschluss von europäischen Zoos. Das Connyland wurde im Oktober 2011 auf eigenen Antrag in das EEP aufgenommen (s. E-Mail der EAZA auf unserer Homepage). Es ist allerdings davon auszugehen, dass der Fachtierarzt Manuel Garcia Hartmann auch vorher schon für das Connyland-Delfinarien tätig war. Uns liegt eine E-mail von Tierarzt Hartmann an Nadja Gasser vor, aus der sich ergibt, dass Hartmann nach unseren Vorwürfen der intensiven Sonnenbestrahlungen der Delfine ohne Rückzugsort in Schattenbereiche im Juli 2011 bestätigt hat, dass "Delfine in bestimmten Situationen Sonnenbrand bekommen können". Manuel Garcia Hartmann war in der Zeit von 1995 bis Anfang 2008 als verantwortlicher Tierarzt im Duisburger Zoo auch für das Delfinarium zuständig. Während dieser Zeit starben etliche Delfine im Duisburger Zoo. Das NRW-Ministerium bestätigte dem WDSF, dass es in der Zeit von 1991 bis 2011 insgesamt 15 Delfin-Todesfälle im Duisburger Delfinarium gegeben hat.

Strafanzeige des WDSF

Das WDSF hat direkt am 23.01.2012 nach Bekanntgabe der Todesursache der beiden Delfine bei der Staatanwaltschaft Strafanzeige gegen das Connyland und seine verantwortlichen Mitarbeiter gestellt und wird der Staatsanwaltschaft sämtliche vorliegenden Beweismittel zur Verfügung stellen.