(WDSF - 11.02.2017) Ein Reisebericht eines Ehepaars, das anlässlich seiner Hochzeitsreise den Ort Taiji in Japan besuchte. Taij wurde berühmt berüchtigt durch den Oscar-prämierten Film „Die Bucht“ mit dem Ex-Delfintrainer der Fernsehserie „Flipper“ und heutigen Delfinschützer Ric O’Barry. Jedes Jahr zwischen September und März werden im Meer vor Taiji Hunderte Delfine von Fischern zusammengetrieben, um die schönsten für den finanziell lukrativen Export einer Gefangenschaft in Delfinarien vorzubereiten. Die Fangquote in Taiji pro Jahr liegt von der Regierung genehmigt bei fast 2.000 der Meeressäuger, in ganz Japan bei rund 20.000 Delfinen. Viele der Delfine werden für Supermärkte und Kantinen getötet und nur wenige wieder freigelassen, von denen viele traumatisiert im offenen Meer sterben.
Bericht von Suzanne und Heinz Pucher
„Ende Dezember 2016, Anfang Januar 2017 besuchten wir die Gegend um Taiji in Japan. Es war unsere Hochzeitsreise. Wir wanderten in einem schönen Naturschutzgebiet und bestaunten den höchsten Wasserfall Japans. Am 04. Januar 2017 besuchten wir den berüchtigten Fischerort „Taiji“, wo Delfine für die weltweite Delfinarien-Industrie gefangen aber auch zum Verzehr getötet werden.
Am Hafen angekommen dauerte es nicht lange und ein Polizeiwagen fuhr vor, gefolgt von zwei Polizistinnen, zwei Polizisten und zwei Herren der Küstenwache. Dazu kam noch ein Zivilfahrzeug mit zwei weiteren Personen. Ich war überrascht.
Man befragte uns an diesem Tag 2,5 Stunden woher wir kamen, was wir an diesem Tag noch vorhaben und wie lange wir in Japan und natürlich auch in Taiji bleiben werden. Unsere Rucksäcke wurden durchsucht, dann erfolgte eine Körperkontrolle und unser gesamtes Fahrzeug wurde komplett auf den Kopf gestellt. Ein Zivilfahrzeug begleite uns permanent bis wir Taiji wieder verließen.
Am nächsten Tag wollten wir in Taiji das „Dolphin Base“ besuchen, das am Vortag wegen eines Vorfalls gesperrt war. Es hieß, jemand hätte versucht, ein Loch in ein Delfinnetz in einem der Meerwassergehege zu schneiden, um die Delfine entkommen zu lassen. Waren nun alle westlichen Touristen unter Generalverdacht?
Das "Dolphin Base" ist eine Freizeiteinrichtung in Taiji wo Besucher mit Delfinen schwimmen und interagieren können.
Gegen 6:30 Uhr waren wir bereits am Hafen als die Treibjagdboote rausfuhren, um Delfinschulen vom offenen Meer aus in eine Fangbucht in Taiji zu treiben. Wir bemerkten jedoch bereits beim Eintreffen in Taiji, dass uns erneut ein Polizeiwagen folgte. Zwei Polizisten fragten uns kurze Zeit später, was wir dort machen würden. Das „Dolphin Base“ war geöffnet und wir dürften es besuchen, hieß es. Allerdings hätte man noch einige Fragen an uns.
Da wir noch nicht gefrühstückt hatten, fuhren wir zuerst zu einem Supermarkt um dort Kaffee zu trinken, wieder mit Polizeibegleitung.
Zurück im „Dolphin Base“ befragte man uns erneut über die Absicht unseres Aufenthaltes in Taiji. Fragen die am Vortag bereits gefragt und von uns beantwortet wurden. Dann folgte die Frage ob wir kooperativ wären und zur Aufklärung des Falls im „Dolphin Base“ beitragen wollten. Wir wurden gebeten, den Polizisten auf das Revier zu folgen und unsere Fingerabdrücke und Handflächenabdrücke abzugeben. Da wir nichts zu verbergen hatten stimmten wir zu. Mein Mann sollte dann plötzlich auf der Wache seine Schuhe ausziehen. Alles wurde notiert, Größe, Marke, Farbe und dann wurden von uns auch noch Schuhsohlenabdrücke genommen. Das hätte man doch glatt vergessen uns zu sagen, hieß es. Ebenso wurden die Marken unserer Jacken notiert. Wir hatten ein sehr mulmiges Gefühl und das Ganze war doch sehr befremdlich und äußerst unangenehm. Wir empfanden diese erkennungsdienstlichen Maßnahmen als reine Schikane und sehr störend zumal wir ausdrücklich darauf hingewiesen hatten, dass wir uns lediglich als Touristen in Taiji aufhalten würden.
Wir waren noch nie in Japan und haben uns noch nie etwas zu Schulden kommen lassen. Ungeheuerlich, dass man so unter Generalverdacht gestellt wurde, möglicherweise an einer illegalen Aktion mit dem Zerschneiden von Netzen mitgewirkt zu haben. Kein gutes Beispiel, wenn das Land auf Tourismus setzen möchte. Diese Hochzeitsreise werden wir so schnell nicht vergessen.“
Suzanne und Heinz Pucher