(WDSF - 2011) Delfin-Shows, Delfintherapie und Schwimmen mit den scheinbar ewig lächelnden und freundlichen Flippern lassen auch in Deutschland die Kassen klingeln. Die Zoos in Duisburg, Münster (Anm.: durch WDSF-Intervention in 2013 geschlossen) und Nürnberg mischen bei dem Geschäft kräftig mit. Seit 1999 bietet der Tiergarten Nürnberg unter dem Deckmantel der Wissenschaft die medizinisch und wissenschaftlich nicht anerkannte Delfintherapie an, um ab 2012 im Delfingeschäft voll einzusteigen. Rund 30 Millionen Euro lässt sich der Zoo in Nürnberg die neue „Delfin-Lagune“ für eine Kapazität von bis zu 14 Delfinen kosten - finanziert durch einen Kredit der ohnehin schon strapazierten Stadtkasse.

Duisburger Delfinarium - WDSF-Foto

In einer Rechtfertigung der Zoodirektoren mit Delfinarien (Duisburg, Münster und Nürnberg) zum Film "Die Bucht" vom 02.10.2009 schreiben die Zooverantwortlichen: "Von den heute in Delphinarien in der Europäischen Union lebenden Delphinen stammt kein Tier aus Japan."

Diese Aussage der deutschen Zoo-Direktoren mit Delfinarien in einem veröffentlichten Grundsatzpapier zum Film "Die Bucht" ist falsch (Anm.: Das "Grundsatzpapier" ist inzwischen nicht mehr auf der Homepage des Tiergarten Nürnberg verfügbar). In einem Bericht der Westfälischen Nachrichten vom 28.10.2009 werden die Zoo-Chefs zitiert: "Dabei, so das Papier, stamme kein einziges Tier in den Delfinarien der Europäischen Union aus Japan oder aus anderen vergleichbaren Delfintreibjagden."

Tatsächlich aber wurden im Neunkircher Zoo in den Jahren 1978/79 Delfine aus Japan gehalten:
"Die ersten drei „Neunkircher“ Delfine starben durch Infektionen, Besitzer Frank kaufte drei neue – Olli, Taiji und Blecky. Stolze 3,10 Meter war der größte, soll, so Backes, angeblich der größte Delfin in der der Bundesrepublik gewesen sein. Jedes der Tiere, die aus Japan kamen, kostete inklusive Transport damals 60 000 Mark", schreiben sol.de-online am 21.04.2014 und die Saarbrücker Zeitung am 29.04.2014.

Einer der Delfine wurde gar auf den Namen "Taiji" getauft und kam nach der Schließung des Delfinariums im Neunkircher Zoo letztendlich in das Delfinarium in Hassloch/HolidayPark, wo er am 14.5.1990 starb (Database: U.S. Marine Mammal Inventory).

Dass in der Türkei in Alanya im Delfinarium "Sealanya" sechs Delfine aus dem grausamen Fang in Japan in Gefangenschaft gehalten werden, verschweigen die Zoodirektoren. Von diesen ursprünglich zehn Delfine verstarben vier Delfine im Februar 2010 unter mysteriösen Umständen.

Aber auch in Deutschland gibt es Delfine aus dubiosen Wildfängen. Zum Tiergarten Nürnberg gehören von insgesamt neun Delfinen vier Wildfänge aus Kuba und Florida (Moby, Jenny, Anke und Nynke). Zwei von diesen Wildfängen sind vorübergehend in Harderwijk/Holland "geparkt" (Anke und Nynke). Ein Wildfang-Nachzuchtweibchen (Eva) ist im Juli 2009 verstorben.

Im Allwetterzoos Münster teilten sich drei große Tümmler mit mehreren Seelöwen ein Hauptbecken von ca. 10 x 20 Metern und zwei Hinterbecken in völlig trostloser Umgebung (Anm.: Der Sotalia-Delfin aus einem Wildfang ist am 30.12.2009 verstorben). Das Delfinarium wurde nach intensiven WDSF-Interventionen und Protesten von Tierschutz-Organisationen Anfang 2013 geschlossen. Im Duisburger Delfinarium werden zehn Delfine in Gefangenschaft gehalten; davon zwei Wildfänge und ein Amazonas-Flussdelfin in trostloser Einzelhaltung.

Jeder zweite Delfin in Europa stamme aus freier Wildbahn und weiterer Bedarf sei geplant, sagte Dag Encke Leiter des Tiergartens Nürnberg in einem Zeitungsinterview. Der Delfinbestand in Deutschland ist überaltert. Durch den Tod des Zuchtweibchens Eva in Nürnberg ist weiterer Wildbedarf vorprogrammiert. Sämtliche neun verstorbenen Delfinkälber in den letzten Jahren dokumentieren in Nürnberg in dem Todesreigen von insgesamt über 100 in deutschen Anlagen gestorbenen Delfinen das Scheitern einer Nachzucht. Über 30 Delfine verstarben nachweislich im Tiergarten Nürnberg - über 70 Delfine und Walartige starben im Zoo Duisburg (Anm. 2016: Genaue Todeszahlen legt der Zoo Duisburg bis zu einer Gerichtsentscheidung aufgrund einer WDSF-Klage im Dezember 2016 nicht vor).

Von Artenschutz kann bei der Delfinhaltung in Gefangenschaft keine Rede sein, denn es ist seitens der Zoos niemals beabsichtigt, die Tiere oder deren Nachkommen wieder auszuwildern, weil die Entwöhnung vom Menschen äußerst zeitaufwändig und kostspielig wäre. Das Todesrisiko wäre außerordentlich hoch. Das Geschäft mit den Besuchern steht im Vordergrund und bringt den Zoo-Betreibern angeblich zusätzliche Besucher. Gleichwohl müssen die Zoos in Nürnberg und Duisburg jeweils jährlich mit Millionen Euro aus den Stadtkassen subventioniert werden.

Die VERORDNUNG (EG) Nr. 338/97 DES RATES vom 9. Dezember 1996 über den Schutz von Exemplaren wildlebender Tier- und Pflanzenarten als rechtliche und verbindliche Grundlage für die Wildtierhaltung sieht zwar grundsätzlich eine Auswilderung vor, jedoch kann diese umgangen werden, wenn die Zoos sich der Forschung der gefangenen Arten widmen.

Für die Delfinarien praktizieren die Zoos dies durch überwiegend nicht veröffentliche und veraltete Studien, wie eine Recherche des Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) ergab. Diese sog. Forschungsarbeiten entsprechen z.B. für das Delfinarium Münster keinem wissenschaftlichen Standard, wie eine überprüfung durch PD Dr. Christian Schulze, Biologe, von der Ruhr-Universität Bochum ergeben hat (s.a. wdsf - wissen - Delfintherapie). Die Umweltämter der Delfinstädte Münster, Nürnberg und Duisburg als Untere Aufsichtbehörde und das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) als Höhere Fachaufsichtsbehörde verstoßen damit eindeutig gegen rechtliche Grundlagen. Das WDSF hat gegen diese Verstöße Fachaufsichtsbeschwerden eingelegt. Die zuständigen Ministerien in Bayern und NRW als Oberste Aufsichtsbehörden schweigen zu den Rechtsverstößten kontinuierlich.