WDSF: "Das Delfinarium des Zoo Duisburg ist der größte Delfinfriedhof Europas"

SPIEGEL special 1/1997 - Bis 1997 wurden mindestens 47 Delfine in Duisburg "verschlissen" 

(WDSF - Mai 2013) Das WDSF hat ein Schreiben des NRW-Umweltministeriums aus 2011 vorliegen, aus dem sich ergibt, dass "nach Durchsicht des Bestandsregisters im Zoo Duisburg in den letzten 20 Jahren sechs Delfine im Alter von ca. 11-34 Jahren an unterschiedlichen Erkrankungen verendet sind, die keiner einheitlichen Ursache zugerechnet werden können. ... In den letzten 20 Jahren sind weitere neun Tiere im Zeitraum von zwei bis 16 Tagen nach der Geburt verendet. ... Insgesamt sind in den letzten 20 Jahren (Stand 2011) somit 15 Delfine verstorben."

Der Nürnberger Tiergartendirektor Dag Encke erläutert im Rahmen einer Bundestagsanhörung im Mai 2013, dass von 26 Delfinen, die insgesamt im Duisburger Zoo geboren wurden, nur sieben längere Zeit überlebt haben. 

Recherchierte Daten durch Jahresberichte und Angaben des Duisburger Zoos (seit 1995 veröffentlichte der Zoo Duisburg keine weiteren Chroniken) sowie des Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL: Von 1965 bis 2000 wurden mdst. 10 Große Tümmler von dem Tierhändler Tiebor vorübergehend gemietet. Die durchschnittliche Haltungsdauer der 14 bis zum Jahr 2000 verstorbenen Delfine betrug lediglich 8 Jahre. Ohne die angemieteten Tiere wurden von 1965 bis 1984 mindestens 65 Walarten und Delfine importiert wovon mdst. 46 verstarben:

33 Große Tümmler
17 Jacobita-Delfine
5 Toninas
5 Schweinswale
3 Beluga (Heimat Arktis)
2 Sotalia-Delfine

insgesamt 65 importierte und gefangene Meeressäuger

Von diesen Walarten u. Delfinen wurden 3 umgetauscht (ein Beluga und ein Jacobita-Delfin wurden 1975 bzw. 1978 in das SeaWorld San Diego transferiert), 29 lebten weniger als 3 Jahre lang, 12 lebten 4 bis 18 Jahre und nur 5 wurden älter als 20 Jahre. Bis 1984 verstarben demnach mdst. 46 Meeressäuger im Duisburger Zoo. Der Zoo hat bisher die Daten vor dem Jahr 2000 nicht vollständig veröffentlicht.

 

Daher ist davon auszugehen, dass das Delfinarium Duisburg seit Bestehen mit insgesamt mdst. 68 verstorbenen Walen und Delfinen (s.u. - Stand September 2017) der größte Delfinfriedhof Europas ist. Der Zoo-Chef Achim Winkler verweigerte bis zu einer Gerichtsklage des WDSF jede detaillierte Auskunft zu den Todesfällen.

Zoo Duisburg verschweigt Todeszahlen im Delfinarium

(WDSF 2016) In einem Beitrag von WELT-online am 04.10.2010 heißt es: "Im Duisburger Zoo, der nach dem Ausstieg von Münster bald mit Nürnberg die letzten Delfinarien in Deutschland betreiben wird, gibt man sich zugeknöpft. Jochen Reiter, wissenschaftlicher Leiter des Duisburg Zoos: „Zahlen zu toten Delfinbabys geben wir nicht raus“.

Das WDSF hatte bis 2014 vergeblich versucht, die vollständigen Todeszahlen im Delfinarium mit dem Umweltamt Duisburg (Untere Aufsichtsbehörde für den Zoo) und dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV-Höhere Fachaufsichtsbehörde) sowie dem NRW-Umweltministerium abzugleichen. Eine Intervention der Landesdatenschutzbeauftragten gegenüber dem Zoo Duisburg auf Antrag des WDSF führte ebenfalls nicht zu einer Auskunft seitens des Zoos. Im November 2011 hatte das WDSF Klage beim Verwaltungsgericht Düsseldorf gegen die Stadt Duisburg mit seinem Zoo eingereicht, und im Jahr 2012 direkt gegen den Zoo, um vollständige Akteneinsicht zu erhalten. Am 17.10.2014 wurde der Zoo vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf verurteilt, entsprechende und vollständige Daten der vorhandenen Delfine zu veröffentlichen. Gegen das Urteil wurde durch das WDSF Berufung vor dem Oberverwaltungsgericht Münster eingelegt, weil der Zoo Duisburg sich weiterhin weigerte, die Berichte über die Vorkommnisse im Delfinarien (Tagesberichte) zu veröffentlichen und Todeszahlen zu den nicht mehr vorhandenen Delfinen herauszugeben. Bei einer weiteren Verhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht Münster im Dezember 2016 nach der Berufung des WDSF wurde der Zoo verpflichtet, auch die weiteren vom WDSF geforderten Daten zu veröffentlichen. Die Kosten beider Gerichtsinstanzen wurden vollständig dem Zoo auferlegt.

Das WDSF geht davon aus, dass die vormals verschwiegene Todeszahl bei mdst. 68 Walen und Delfine liegt ( s.a. daupinlibre.be ) und Duisburg damit eine noch höhere Todesrate als der Tiergarten Nürnberg (mdst. 33 Todesfälle) aufweist. Sehr wahrscheinlich wurden in der Vergangenheit bis in 80iger Jahre die verstorbenen Delfine teilweise einfach stillschweigend gegen neue Importe ausgetauscht und nachweislich von dem Tierhändler Tiebor angemietet, ohne dass die Besucher dies überhaupt in den Anfangszeiten des Delfinariums bemerkt hätten. Dass die Jungtiersterblichkeit bei Delfinen aufgrund des sich erst in den ersten Lebenswochen entwickelnden Immunsystems im Freiland ebenso hoch sei wie in Delfinarien, wie der Zoo behauptet, bestreitet das WDSF aufgrund mangelnder wissenschaftlicher Nachweise. Die nachgewiesene Jungsterblichkeitsrate liegt im Delfinarium des Zoo Duisburg bei mehr als 70 Prozent (inkl. 5 Aborte). Diese Zahl würde im Freiland die Population gefährden und der Große Tümmler wäre vom Austerben bedroht, was derzeit nicht der Fall ist.

 

Verwaltungsgericht Düsseldorf verurteilte im Oktober 2014 aufgrund einer WDSF-Klage den Zoo Duisburg. Über die WDSF-Berufung wurde am 06.12.2016 entschieden.

Im Rahmen des Klageverfahrens veröffentlichte der Zoo Duisburg entsprechend des Urteils fortlaufend und zögerlich u.a. diese nachfolgenden Daten auf einer sep. Homepage.

Demnach verstarben insgesamt 38 Große Tümmler im Zoo Duisburg:

- Todeszahlen der von 1978 bis 03.01.2016 verstorbenen 21 Großen Tümmler, die im Zoo Duisburg geboren wurden zzgl. des am 17.09.2017 verstorbenen Delfinbabys
- Todeszahlen der von 1970 bis 2003 verstorbenen 17 Großen Tümmler, die als Wildfänge oder von anderen Delfinarien nach Duisburg gekommen sind

Todeszahlen Importierter Delfine

Todeszahlen der in den 60'er Jahren importierten neun Delfine:
2 von 9 Tieren verstarben an Fremdkörpern.
1 von 9 Tieren verstarb an einer aus dem Freiland mitgebrachten Schwermetallvergiftung.
4 von 9 Tieren verstarben an Infektionen.
2 von 9 Tieren hatten einen massiven Parasitenbefall.
Insgesamt verstarben sämtliche neun Delfine, die in den 60'er Jahren zwischen 1965 und 1970 importiert wurden.

Todeszahlen der in den 70'er Jahren importierten drei Delfine:
1 von 3 Tieren verstarb an einem Trauma innerhalb des ersten Monats.
2 von 3 Tieren starben an Infektionen nach 9 bzw. 16 Jahren in Duisburg.
Insgesamt verstarben sämtliche drei Delfine, die in den 70'er Jahren zwischen 1971 und 1981 importiert wurden.

Todeszahlen der in den 80'er Jahren importierten vier Delfine:
4 von 4 Tieren verstarben aufgrund einer Infektion unterschiedlichen Ursprungs.

Todeszahl des in den 90'er Jahren importierten drei Delfine:
1 Tier verstarb 2003 aufgrund einer Krebserkrankung


Insgesamt sind nach Angaben des Zoos zwischen 1965 und 2003 17 verstorbene importierte Große Tümmler zu verzeichnen. Zusätzlich verstarben 22 Jungtiere (inkl. 5 Aborte) nach Angaben des Zoos zwischen 1978 und 2017. Demnach fanden bis 2017 insgesamt 39 Große Tümmler und zusätzlich Belugas und andere Wal- und Delfinarten ihren Tod im Delfinarium des Zoo Duisburg. Es starben aufgrund der vom WDSF recherchierten Zahlen von den dargestelltem 65 importierten Meeressäugern und 22 Nachzuchten im Delfinarium des Zoo Duisburg insgesamt mdst. 68 Wale und Delfine. Die tatsächliche Todeszahl liegt vermutlich noch höher.