Verwaltungsgericht Düsseldorf (WDSF-Foto)

 

(WDSF - Dez. 2016) Aufgrund der Berufung des WDSF gegen ein selbst erwirktes Verwaltungsgerichtsurteil gegen den Zoo aus 2014 (nach einer am 29. November 2012 vom WDSF eingelegten Klage), beschloss das Oberverwaltungsgericht NRW im Dezember 2016, dass der Zoo weitere Daten zur Verfügung stellen muss.

Zu verzeichnen sind mdst. 68 verstorbene Delfine und Wale im Zoo Duisburg. Von 31 Nachzuchten bei den Großen Tümmlern haben bisher seit 1978 lediglich neun Tiere überlebt (Stand 18.09.2017). Von diesen neun Delfinen wurden zwei Delfine (Darwin und Diego) in den Rancho Texas-Vergnügungspark nach Lanzarote und zwei Delfine (Dolly und Donna) in den Tiergarten Nürnberg transferiert. Die Todesrate alleine bei den Nachzuchten (incl. 5 Fehlgeburten) liegt demnach bei über 70 Prozent im Delfinarium des Zoo Duisburg. Die Nachzuchtbemühungen sind daher keinesfalls erfolgreich. Große Tümmler haben in freier Wildbahn eine Lebensspanne von 40 bis 50 Jahren (Quelle: NOAA's National Marine Fisheries Service (NOAA Fisheries Service, or NMFS).

Daten zum Delfinarium Duisburg auf Ceta Base (dort werden unter "Dead" 64 verstorbene Meerssäuger im Zoo aufgeführt)

Erstinstanzliches Urteil des Verwaltungsgericht Düsseldorf aus Oktober 2014 aufgrund einer WDSF-Klage vom 29.12.2012 gegen den Zoo Duisburg:

Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf vom 17.10.2014 gegen die Zoo Duisburg AG:

"Die Beklagte (Anm.: Zoo Duisburg AG) wird verurteilt, der Klägerin (Anm.: WDSF) vollständige Informationen ‑ soweit diese vorliegen – für den Zeitraum ab 01.01.2000 bis 31.12.2007 betreffend

- die tiermedizinischen Tagesberichte einschließlich der Ergebnisse der Blutuntersuchungen,
- die Revierberichte mit Vorkommnissen und die Akten der Futterberichte betreffend alle heute noch im Delfinarium der Beklagten gehaltenen Delfine,
- ferner für die Zeit ab 01.01.2008 bis gegenwärtig die Ergebnisse der Blutuntersuchungen der heute noch im Delfinarium der Beklagten gehaltenen Delfine zu gewähren."

Aufgrund der Berufung des WDSF hat das Oberverwaltungsgericht Münster (AZ: 15 A 2350/14) im Dezember 2016 unter Bezug auf den Beschluss des OVG vom 10.03.2016 bestätigt, dass der Zoo nicht nur die medizinischen Berichte und Revierberichte mit Vorkommnissen zur Delfinhaltung für die noch lebenden Tiere zur Einsicht zur Verfügung stellen muss, sondern auch die Daten der bereits im Zoo verstorbenen Delfine.

Während des Klageverfahrens über zwei Instanzen veröffentlichte der Zoo Duisburg häppchenweise und nur sehr zögerlich u.a. die nachfolgenden Daten auf einer sep. Homepage. Die erste WDSF-Klage gegen den Zoo wurde am 29.12.2012 vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf eingelegt. Ein Teil der Daten auf der Zoo-Homepage wurde erst am 29.09.2014 veröffentlicht, also unmittelbar vor dem erstinstanzlichen Urteil des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts gegen den Zoo vom 17.10.2014. Die Angaben über verstorbene Delfine mit immer noch unvollständigen Sektionsbefunden erfolgten erst nach der für das WDSF erfolgreichen Berufung vor dem OVG NRW in Münster.

- Todeszahlen der von 1978 bis 03.01.2016 verstorbenen 21 Großen Tümmler (inkl. 5 Fehlgeburten) im Zoo Duisburg zzgl. des am 17.09.2017 verstorbenen Deflinbabys
- Todeszahlen der von 1965 bis 2003 verstorbenen 17 Großen Tümmler, die als Wildfänge oder von anderen Delfinarien nach Duisburg gekommen sind

Todesursachen und -zahlen der Delfine (Große Tümmler) lt. Duisburger Zoo

Todeursachen der in den 60'er Jahren importierten neun Delfine:
2 von 9 Tieren verstarben an Fremdkörpern.
1 von 9 Tieren verstarb an einer aus dem Freiland mitgebrachten Schwermetallvergiftung.
4 von 9 Tieren verstarben an Infektionen.
2 von 9 Tieren hatten einen massiven Parasitenbefall.
Insgesamt verstarben sämtliche 9 Delfine, die in den 60'er Jahren zwischen 1965 und 1970 importiert wurden.

Todeszahlen der in den 70'er Jahren importierten drei Delfine:
1 von 3 Tieren verstarb an einem Trauma innerhalb des ersten Monats.
2 von 3 Tieren starben an Infektionen nach 9 bzw. 16 Jahren in Duisburg.
Insgesamt verstarben sämtliche 3 Delfine, die in den 70'er Jahren zwischen 1971 und 1981 importiert wurden.

Todeszahlen der in den 80'er Jahren importierten vier Delfine:
4 von 4 Tieren verstarben aufgrund einer Infektion unterschiedlichen Ursprungs.

Todeszahl des in den 90'er Jahren importierten drei Delfine:
1 Tier verstarb 2003 aufgrund einer Krebserkrankung

Gesamtzahl der bis 2003 verstorbenen importierten Delfine: 17


Insgesamt sind nach Angaben des Zoos zwischen 1965 und 2003 17 verstorbene importierte Große Tümmler zu verzeichnen. Zusätzlich verstarben 21 Jungtiere (inkl. 5 Aborte/Fehlgeburten) nach Angaben des Zoos zwischen 1978 und 2016 zzgl. des am 17.09.2017 verstorbenen Delfinbabys. Demnach fanden lt. Zooangaben bis 2016 mit insgesamt 39 Großen Tümmlern und zusätzlich etlichen Belugas und anderen Wal- und Delfinarten mdst. 68 Meeressäuger ihren Tod im Zoo Duisburg. Der Nürnberger Zoodirektor Dag Encke bestätigte anlässlich einer Bundestagsanhörung im Jahr 2013, dass von den 26 Delfinen, die im Duisburger Zoo geboren worden sind, nur sieben längere Zeit überlebt haben (s.a.:  Zoodirektor nennt Bundestag Zahl der toten Tümmler in Duisburg - WAZ). Zuletzt verstarb in den Jahren 2015, 2016 und 2017 erneut jeweils ein Delfin im Duisburger Zoo, sodass nunmehr von 31 Nachzuchten inkl. Fehlgeburten nur neun Delfine längere Zeit überlebt haben (s.a. aktuelle Bestandsliste). Die Todesrate liegt damit bei über 70 Prozent.

Recherchierte Daten der Jahresberichte des Duisburger Zoos durch das WDSF und des Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL ergaben, dass von 1965 bis 1984 mindestens 65 Wale und Delfine importiert bzw. teilweise durch den damaligen Zoo-Chef Dr. Gewalt selbst gefangen wurden und mdst. 46 davon verstarben:

33 Große Tümmler
17 Jacobita-Delfine
5 Toninas
5 Schweinswale
3 Belugas (Heimat Arktis)
2 Sotalia-Delfine
__
65
==

Von diesen Walarten u. Delfinen wurden bis 1984 drei umgetauscht (ein Beluga und ein Jacobita-Delfin wurden 1975 bzw. 1978 in das SeaWorld San Diego transferiert), 29 lebten weniger als 3 Jahre lang, 12 lebten 4 bis 18 Jahre und nur 5 wurden älter als 20 Jahre. Bis 1984 verstarben demnach mdst. 46 Meeressäuger im Duisburger Zoo. Der Zoo hat bisher die Daten sämtlicher Meeressäuger vor dem Jahr 2000 nicht vollständig veröffentlicht.

Daher ist davon auszugehen, dass das Delfinarium Duisburg seit Bestehen mit mdst. 68 verstorbenen Walarten und Delfinen der größte Delfinfriedhof Europas ist. Der Zoo verweigerte bis zu den beiden Klageverfahren des WDSF jede detaillierte Auskunft zu den Todesfällen.

Andere Quellen:

Die Homepage von Ceta Base listet neben 37 verstorbenen Großen Tümmlern weitere 25 Arten von Belugas und Delfinarten auf, die ihren Tod im Zoo Duisburg fanden.

(s.a. SPIEGEL special aus 1/1997 - Bis 1997 wurden mindestens 47 Delfine in Duisburg "verschlissen")

Weitere Zoo-Veröffentlichungen, die Klagebestandteil des WDSF waren:

- tierpflegerische Tagesberichte mit Futterberichten (Anm.: Obwohl der Zoo erstinstanzlich im Oktober 2014 verurteilt wurde, dem WDSF die Einsicht in die Tagesberichte zu gewähren, wurden die Tagesberichte bis Dezember 2015 vernichtet - s.  Schreiben vom 17.11.2016 der Zoo-Rechtsanwälte)

- Tiermedizinische Daten der einzelnen Tiere mit Blutuntersuchungsergebnisses

- (Unvollständige) Sektionsbefunde, mediz. Daten und Blutuntersuchungsergebnisse von Tieren, die nicht mehr in Duisburg sind

Gegenüber dem Medium DerWesten meinte die Tierärztin des Zoo Duisburg, Frau Ternes, in einer Veröffentlichung am 13.1.2016, dass das erstinstanzliche Verwaltungsgerichtsurteil nur dazu verpflichte, die Behandlungen zu veröffentlichen, nicht aber die Untersuchungen. Das WDSF hatte beanstandet, dass bisher weder tiermedizinische Behandlungen noch Untersuchungen z.B. während der Schwangerschaft der Delfinmutter Daisy veröffentlicht wurden im Gegensatz zur Delfinmutter Delphi, deren Baby am 24.1.2015 geboren wurde. Gegenüber dem Oberverwaltungsgericht NRW verpflichtete sich Frau Ternes im Dezember 2016, dass es Ziel sei, "die Informationen wie tiermedizinische Tagesberichte etc. in den auf das jeweilige Monatende folgenden 4 Wochen in die Internetseite des Zoos einzupflegen. Dies sei als regelhafte Vorgabe zu verstehen."

Die letzte medizinische Medikation bei Daisy fand angeblich im Jahr 2010 mit insg. 95 Milligramm Diazepam (Valium) statt. Seit dem findet sich bei Daisy keine Medikamention (Stand Dez. 2016) mehr auf der Homepage-Veröffentlichung des Zoos, außer 2,5 Tabletten des Antibiotikums Amox/Clav für 5 Tage direkt nach der Geburt von Darwin im Jahr 2011. Erst nach der Berufungsverhandlung im Dezember 2016 wurden vom Zoo Duisburg weitere Medikationen ab 2015 veröffentlicht Vor der Geburt des Delfinbabys Darwin von Daisy wurden 2011 noch Ultraschalluntersuchungen veröffentlicht; ebenso wie jetzt bei Delphi. Kerstin Ternes in DerWesten: „Wir veröffentlichen bereits mehr als wir eigentlich müssten, zum Beispiel Futtermengen. Eigentlich nur für Herrn Ortmüller, weil sich das sonst keiner anschaut.“ (Anm. WDSF: Diese Angaben sollten entsprechend der gerichtlichen Forderung des WDSF dazu dienen, um zu überprüfen, ob die Delfine vor den Shows überhaupt gefüttert werden oder ob sie ihre "Kunststücke" aufgrund von Futterentzug nach dem Belohnungsprinzip machen. Da der Zoo nur die täglichen Futtermengen veröffentlicht, ist nach wie vor nicht feststellbar, wann die Delfine tatsächlich gefüttert werden.)

Der Zoo hatte ganz offensichtlich vor dem Berufungsverfahren des WDSF beim OVG NRW in Münster seine eigene Auslegung des erstinstanzlichen Verwaltungsgerichtsurteils. Das WDSF hatte gegen das selbst erwirkte Urteil des Verwaltungsgerichts Düsseldorf vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster Berufung eingelegt, denn die Öffentlichkeit hat einen vollständigen Auskunftsanspruch darauf, was sich hinter den Kulissen des Show-Delfinariums abspielt und somit auch auf sämtliche verfügbaren Daten.

Weitere im Netz veröffentlichte Daten zu den Todesfällen von Walen und Delfinen im Zoo Duisburg: